„Unser Planet am Limit – Wie wir das Wachstums-Paradigma überwinden und dabei glücklicher werden“, 160 Seiten, Paperback, Helmut von Siedmogrodzki, Berater der Vereinten Nationen, Diplomatic Council Publishing, ISBN 978-3-98674-118-1

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„Nur wenn es uns gelingt, das Mantra des scheinbar ewigen Wirtschaftswachstums zu überwinden, können wir unseren Planeten retten und damit unser Überleben als Menschheit sichern“, erklärt Helmut von Siedmogrodzki. In seinem neuen Buch „Unser Planet am Limit“ legt der Berater der Vereinten Nationen Punkt für Punkt dar, wie der Umschwung von der Wachstums- zu einer Kreislaufwirtschaft vollzogen werden kann. Dabei stellt er gleich am Anfang klar: „Der Verzicht auf einen alle Maßen sprengenden übermäßigen Konsum ist in Wahrheit gar kein Nachteil, sondern macht uns glücklicher und unsere Welt friedlicher.“

Faktenreich legt Helmut von Siedmogrodzki auf 160 Seiten dar, dass die gängigen „Lösungen“ in die Sackgasse führen. So hält er den häufig zu hörenden Ruf, den Kapitalismus zu überwinden, für sinnlos, weil der Sozialismus „Mutter Erde“ nicht weniger stark ausbeute. Ebenso sei es ein Irrglaube, dass der technische Fortschritt den Ressourcenverbrauch eindämmen könnte – im Gegenteil, wie etwa der enorme Strombedarf Künstlicher Intelligenz beispielhaft zeige. „Und das Wachstum auf Pump mit einer schwindel­erregenden Staatsverschuldung werden wir alle am Ende teuer bezahlen müssen“, befürchtet er. 

Helmut von Siedmogrodzki argumentiert aus internationaler Erfahrung im Management und mit nachhaltiger Unternehmensführung heraus, warum unser Planet am Limit ist und was wir dagegen tun können. Durchweg belegt der Autor seine Thesen anhand fundierter Quellen.

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Unser Planet am Limit
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Gängige „Lösungen“ führen in die Sackgasse

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Bezüglich des Vergleichs zwischen Kapitalismus und Sozialismus verweist Helmut von Siedmogrodzki auf Statistiken der Weltbank, wonach das Pro-Kopf-Nettoeinkommen im sozialistischen China zwischen 1970 und 2019 um den Faktor 57 anstieg, während es sich in dem Land des Kapitalismus, den USA, im gleichen Zeitraum „nur“ versechsfacht hat (Deutschland: vervierfacht). Gemessen an der Wirtschaftsleistung im Jahr 2021 beträgt der CO2-Ausstoß je einem US-Dollar in China dreimal mehr als in der Euro-Zone und ist noch doppelt so hoch wie in den Vereinigten Staaten, argumentiert Helmut von Siedmogrodzki, weshalb die Abkehr vom kapitalistischen Gesellschaftsmodell die Plünderung unseres Planeten nicht stoppen würde.

Der Behauptung, der technische Fortschritt würde den Ressourcenverbrauch auf Dauer verringern, hält er Erkenntnisse des International Ressource Panel (IRP), das zum Umwelt­programm der Vereinten Nationen (UNEP) gehört, entgegen, wonach sich der weltweite Materialverbrauch zwischen 1970 und 2021 allen Innovationen zum Trotz um mehr als das Dreifache erhöht hat.

Eine deutliche Mitschuld an dem ungesunden Wachstum zu Lasten der Erde gibt Helmut von Siedmogrodzki der ungezügelten Schuldenpolitik der westlichen Staaten. Er verweist auf die USA, wo das Congressional Budget Office prognostiziert, dass das Haushaltsdefizit des Landes bis 2033 mit 119 Prozent des Bruttoinlandsprodukts die magische Marke von 100 Prozent weit hinter sich lassen wird. Es wäre mit fast 47 Billionen Dollar der höchste statistisch je erfasste Schuldenstand der USA. In Europa sieht die Lage nicht besser aus, wie der Autor über etliche Seiten hinweg vorrechnet.

„Die Regierungen weltweit haben sich durch den fortgesetzten Schuldenaufbau auf gefährliche Weise ihrer Handlungsmöglichkeiten beraubt und führen uns in eine Sackgasse, die immer mehr Wachstum fordert“, analysiert Helmut von Siedmogrodzki. Er appelliert: „Wir sitzen auf einem Pulverfass, das früher oder später explodieren wird, wenn wir uns nicht besinnen und eine andere Finanz- und Wirtschaftspolitik einschlagen.

Dienstleistung, Regionalisierung und ein neues Finanzsystem

Doch Helmut von Siedmogrodzki belässt es nicht etwa dabei, zu sagen, was nicht funktionieren wird, sondern weist in dem Werk konkrete Wege auf, um der Wachstumsfalle zu entkommen. Schritt für Schritt erläutert der Autor die Grundlagen für ein nachhaltiges Wirtschaften. Dabei benennt er drei Schlüsselfaktoren. Erstens die Transformation zu einer Dienstleistungs­gesellschaft, in der die bedarfsgerechte Nutzung statt der Besitz von Gütern im Vordergrund steht. Zweitens eine starke Regionalisierung der Wertschöpfungsketten, um einer übertriebenen Globalisierung Einhalt zu gebieten. Und drittens eine Modernisierung des Finanzsystems, das auf Transaktionen verzichtet, die keinerlei Nutzen für die Gemeinschaft bringen.

Als erfolgreicher Unternehmensberater versteht Helmut von Siedmogrodzki sein Werk auch als eine konkrete Handlungsanleitung für die Wirtschaft. Er erklärt in seinem Buch methodisch, wie sich Unternehmen zukunftsfähig aufstellen können, „um die Welt für unsere Kinder und Kindeskinder zu bewahren“.

Zeit für einen Paradigmenwechsel

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In Russland verbrennen Wälder von der Größe Siziliens, Naturkatastrophen reihen sich aneinander mit immer verheerenderen Folgen, unsere Fischbestände sind verseucht mit Antibiotika und Mi­kroplastik, Tier- und Pflanzenarten sterben massenweise aus, Trinkwasser wird ein immer knapperes Gut. Diese und ähnliche Ereignisse sind die Konsequenzen des ungehemmten Raubbaus an den natürlichen Ressourcen und eines unbekümmerten massenhaften Konsums. Unser Wirtschaftsmodell ist auf Wachstum ausgerichtet – nicht nur im Kapitalismus, selbst im kommunistischen China. Ohne Wachstum keine Beschäftigung, keine Investitionen, keine Innovationen und kein Wohlstand – so lautet das Dogma. Nur wohin und wie lange wollen wir wachsen? Es ist eine unbestrittene Erkenntnis, dass endloses Wachstum bei endlichen Ressourcen schlicht unmöglich ist.

„Wer glaubt, exponentielles Wachstum könnte in einer endlichen Welt unendlich weitergehen, ist entweder ein Wahnsinniger oder Wirtschaftswissenschaftler.“ (Kenneth Boulding bei einer Anhörung des US-Kongresses 1973).[i]

Bei einer Weltbevölkerung von erwarteten 9,7 Milliarden Menschen im Jahr 2050 dürfte unser Ökosystem bei unveränderten Wachstumsraten des Pro-Kopf-Einkommens und unverändertem Konsumverhaltens an seine Belastungsgrenzen stoßen.

Ende 2015 haben 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen die „Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung“ mit 17 Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals, SDGs) vereinbart. Die Agenda zielt darauf ab, Armut zu beenden, den Planeten zu schützen und Wohlstand für alle zu erreichen. Aber was bedeutet Wohlstand? Und geht Wohlstand einher mit größerer Zufriedenheit? Tatsache ist, dass der Katalog der zu den Grundbedürfnissen zählenden Gütern in den Wohlstandsländern stetig gewachsen ist, die Zufriedenheit aber relativ abgenommen hat.[ii] Mehrere Studien belegen, dass die Zunahme an Lebenszufriedenheit ab einem bestimmten Einkommensniveau nicht nur nicht mehr zunimmt, sondern sogar stark abnimmt.[iii]

Die seit Jahren stärker werdende Politikverdrossenheit und Unzufriedenheit mit den Lebensumständen, Selbstzweifel und Misstrauen gegenüber den Regierungen in den westlichen Industriestaaten vor allem in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie mag hierin eine Erklärung finden. Die Urbanisierung hat immer mehr Menschen in anonymen Wohnblocks zusammengebracht und uns gleichzeitig stetig von der Natur entfernt. Wir wünschen uns das Frühstücksei, aber klagen gegen den störenden Hahnenschrei. Die Digitalisierung tut ein Übriges, uns aus dem Rhythmus der natürlichen Zeitenfolgen zu ent­rücken. Die Folgen sind soziale Armut, Aggressivität und permanente Stresssituationen. In diesem Lebensumfeld bahnt sich eine steigende Unzufriedenheit ihren Weg in Form von gewalttätigen Besuchern von Fußballstadien, Steine werfenden, aggressiven Demonstranten und Angriffen auf unschuldige Bürger.

Landfressende Städte und fortschreitende Vernichtung von Habitaten von Flora und Fauna verengen die Lebensgemeinschaft von Menschen und Wildtieren. Dies wiederum begünstigt die Übertragung von Viren vom Tier auf den Menschen und fördert die Ausbreitung von Pandemien wie Covid-19 oder Ebola.

Fortgesetztes Wachstum wird uns am Ende (vielleicht) einen höheren Lebensstandard, jedoch nicht mehr Lebenszufriedenheit bringen. Das ungehemmte Wachstum erschöpft uns selbst und unser Ökosystem. In großen Teilen der Erde werden sich die Lebensumstände dramatisch verschlechtern und eben diesen Wohlstand gefährden. Ein Paradigmenwechsel in der Gestaltung unseres Wirtschaftssystems und unserem Verständnis von Wohlstand ist notwendig.

[i] https://www.boerse-muenchen.de/suedseiten/846/Grenzenloses-Wachstum-in-einer-begrenzten-Welt

[ii] Tim Jackson „Wohlstand ohne Wachstum – das Update“, S. 325; Defra-Studie 2007

[iii] Tim Jackson „Wohlstand ohne Wachstum – das Update“, S. 105; Defra-Studie 2007

Helmut von Siedmogrodzki

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Der Autor Helmut von Siedmogrodzki argumentiert in seinem Buch aus jahrelanger internationaler Erfahrung im Management und mit nachhaltiger Unternehmensführung heraus, warum unser Planet am Limit ist und was wir dagegen tun können.

Er wurde 1955 in Düsseldorf geboren, studierte Informatik und diplomierte in Wirtschafts- und Organisationswissenschaften. Nach einer Laufbahn als Offizier der Bundeswehr und 23 Jahren in einem weltmarktführenden deutschen Industriekonzern als Geschäftsführer, Finanzchef und Director of Boards in China, Hong Kong und Taiwan, wechselte er 2010 in die Selbständigkeit. Seitdem berät er mit seiner Firma Siebenburg International mittelständische Unternehmen bei ihren Investitionen in China und dem mittleren Osten. Seit 1997 lebt und arbeitet er in China und Deutschland sowie einige Jahre in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Im Diplomatic Council, einem globalen Think Tank mit Beraterstatus bei den Vereinten Nationen, unterstützt er als Chairman International Relations die weltweiten Aktivitäten der Denkfabrik.

Helmut von Siedmogrodzki befasst sich seit vielen Jahren mit dem Thema nachhaltiger Unternehmensführung und Wirtschaftswachstum. Er organisiert regelmäßig Diskussionsabende zu aktuellen wirtschaftlichen und technologischen Entwicklungen. Auf Konferenzen ist er ein vielgefragter Sprecher und Moderator.