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Diplomatic Council
Die neue Seidenstraße - Erkenntnisse aus erster Hand

Ein „Full House“ mit über 100 Teilnehmern war bei einer gemeinsamen Veranstaltung des Diplomatic Council und der New Silk Road Parnership im House of Logistics und Mobility (HOLM) zum Thema „Die neue Seidenstraße“ zu verzeichnen.

Die Eröffnung und Moderation übernahm gekonnt Helmut von Siedmogrodzki, Chairman des Diplomatic Council für Mittelstand und International Business. Anschließend brachte das Diplomatic Council einen Hauch von UNO ins HOLM. DC Generalsekretärin Hang Nguyen stellte eindrucksvoll vor, wie sich Geschäftsleute in die Welt der Diplomatie und der Vereinten Nationen einbringen und gleichzeitig davon profitieren können. Dr. Karin von Bismarck stellte die sehr interessante New Silk Road Partnership vor, die an diesem Abend eine formale Partnerschaft mit dem Diplomatic Council einging.

Dann analysierten Prof. Dr. Carsten Müller, Hochschule Fulda, der Asienkenner Uwe Leuschner, Senior Vice President Eurasia, DB Cargo AG und der Chinaexperte Helmut von Siedmogrodzki kenntnisreich das gigantische Jahrhundertprojekt, berichteten über die Herausforderungen für Unternehmen entlang der neuen Seidenstraße und zeigten die Potentiale für die deutsche Wirtschaft auf. Besten Dank auch an die Sponsoren Dirk Naumann und Alexander Gramm für das leckere Catering, das die guten Gespräche im Anschluss sicherlich befördert hat.

Die wichtigsten Erkenntnisse:

Über 100 Länder haben sich mittlerweile dieser Initiative direkt oder indirekt angeschlossen, darunter auch Deutschland. Dadurch eröffnen sich ungeahnte Geschäftschancen für deutsche Unternehmen, die den Weg zu dieser Initiative finden. DC Chairman Helmut von Siedmogrodzki stellte deutlich heraus, wie er Firmenmitglieder des Diplomatic Council an das immense Geschäftsvolumen heranführt.

Prof. Dr. Müller: „Der chinesische Drache schläft schon lange. Wenn er erwacht, wird er die Welt verändern.“ Die neue Seidenstraße ist deutlich umfangreicher als die alte. So gehört beispielsweise über Asien und Europa hinaus auch der afrikanische Kontinent zur neuen Initiative. Das Projekt soll über 3 Milliarden Menschen umfassen, also weit mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung. China plant 900 Mrd Dollar in das Projekt in den nächsten zehn Jahren zu investieren. Langfristig wird das Investitionsvolumen auf 5000 bis 8000 Mrd Dollar veranschlagt. Dabei stehen Investitionen in Infrastruktur im Vordergrund, getreu dem alten chinesischen Sprichwort „Wenn Du mit Handel reich werden willst, beginne mit dem Bau einer Straße“.

Dabei darf man aber nicht übersehen, dass sich China keineswegs dem Kapitalismus zuwendet, sondern sich weiterhin den Idealen von Karl Marx verpflichtet fühlt. Der derzeitige Staatskapitalismus wird lediglich als Vorstufe zum Sozialismus verstanden. Bis 2050 will China zur stärksten Wirtschaftsmacht der Welt aufsteigen. Spätestens wenn dieses Ziel erreicht ist, wird sich der globale Wettbewerb der Gesellschaftssysteme stellen: Der westlich-liberale Kapitalismus Europas und der USA muss sich dann auf einen Angriff des marxistisch-sozialistischen Modells gefasst machen. Aus chinesischer Sicht ist der Sozialismus besser geeignet, Wohlstand für den Großteil der Bevölkerung bereitzustellen als der Kapitalismus, der aus dieser Perspektive nur einem Bruchteil der Menschen Reichtum beschert. Das Seidenstraßen-Projekt trägt damit sicherlich auch die politische Motivation, dieses Modell sukzessive in ganz Asien, Europa und Afrika zu etablieren. Der zunehmende Keil zwischen Europa und den USA kommt somit der chinesischen Politik sehr entgegen. Der US-Position „America first“ steht das Gegenmodell „China only“ entgegen, während Europa in zunehmender Nationalisierung eher der Kleinstaaterei verfällt. Die USA wird sich dem Ziel Chinas, bis 2025 die weltweite Innovationsführerschaft zu übernehmen, mit aller Macht entgegenstellen. Damit ist der Konflikt mit Europa und insbesondere Deutschland vorprogrammiert: China wird künftig noch stärker als bisher versuchen, vor allem know-how- und technologie-starke Unternehmen in Deutschland zu übernehmen.

Deutschland ist ein Land, das primär auf sich selbst schaut. Unsere Gesellschaft hat kaum eine Vision für die Zukunft Deutschlands geschweige denn der Welt. Unsere Politik folgt weitgehend dieser Fantasielosigkeit unserer Gesellschaft. Wir dümpeln vor uns hin, wollen im Grunde nur unseren heutigen Wohlstand bewahren und streben ein bequemes Leben an. Allerdings beschleicht immer mehr Menschen in unserem Land die Ahnung, dass uns unsere Bequemlichkeit und unsere Visionslosigkeitdie zum Abstieg Deutschlands und Europas führen werden. Die hiesige Politik denkt kaum fünf Jahre voraus, die chinesische Politik denkt und lenkt in Zeiträumen von 50 Jahren und länger.

Bestes Beispiel hierfür die Entwicklung eines euroasiatischen Eisenbahnnetzes, die China vorantreibt. Während sich die Deutsche Bahn immer merr zum Trauerspiel entwickelt, baut China mit einem Investitionsvolumen von über 130 Mrd Dollar ein Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnnetz zwischen Asien und Europa auf. Ziel ist der Warentransport von China nach Europa innerhalb eines Tages. Schon im Jahr 2020 will China 2 Millionen Container auf diesem Landweg transportieren. Bereits heute bringt die Deutsche Bahn fahrbereite Autos - also nicht etwa nur Komponenten - aus China nach Europa.

Rußland hängt zwischen den Stühlen: Europa will Rußland letztlich nicht in die eigene Wertegemeinschaft integrieren mit der Begründung, dass Rußland diese Werte nicht teilt. Auf der anderen Seite steht Chinas wachsender Machtanspruch. In dieser Situation kämpft Rußland für eine eigenständige Position

Wie wahr ist eigentlich noch die These des Primats der Politik gegenüber der Wirtschaft? In der Realität unserer Welt hat längst die Wirtschaft die Vorreiterrolle übernommen, der die Politik eher hechelnd hinterherhinkt.

Der letzte Rohstoff der USA besteht darin, Apps zu programmieren und die digitale Welt zu formen. Aber es gibt darüber hinaus eine weltweit zunehmende Nachfrage nach wirklichen Rohstoffen.