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Dr. Horst Walther
Weltenschau auf dem DC Executive Club

Dr. Horst Walther, DC Commissioner for UN Affairs, gibt auf dem DC Executive Club am 28. Juni einen Abriss der weltweiten politischen, wirtschaftlichen und militärischen Großwetterlage.

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G2 - China vs. USA - oder G3 mit Russland

Europa sucht nach einer Antwort auf die neue weltpolitische Lage, die zusehends von zwei Großmächten dominiert wird: China vs. USA. Beide Länder steuern schon länger auf einen Zweikampf zu - politisch, wirtschaftlich und letztlich wohl auch militärisch. Handelskrieg, Technologiekrieg, Neue Seidenstraße und Nahostkrise - stets läuft es auf das Aufeinanderprallen der beiden Machtblöcke hinaus, wobei Russland bemüht ist, seine Rolle als Weltmacht weiterhin aufrecht zu erhalten. Dann könnte man von G3 sprechen. Doch G7, G8 oder gar G20 verlieren massiv an Bedeutung.

Kampf um die Weltspitze

Als die US-Regierung kürzlich den chinesischen Technologiekonzern Huawei auf eine schwarze Liste setzte, war das in erster Linie ein Versuch, den langen technologischen Marsch Chinas an die Weltspitze zu verhindern. Immerhin war Huawei zum zweigrößten Produzenten von Smartphones aufgestiegen. Die Ankündigung des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinpi, China an die Spitze der Technologie zu bringen war eben nicht bloß politisches Gerede, sondern eine ersthaft verfolgte Strategie. Das gilt keineswegs etwa nur für Smartphones, sondern auf vielen Gebieten. Es gibt viele Beispiele hierfür; dass der chinesischen Raumsonde „Chang‘e 4“ die erste Landung auf der Rückseite des Mondes gelang, steht beispielhaft dafür, dass China weit über Mutter Erde hinaus um die Vorherrschaft ringt.

Europas Selbstfokussierung

Chinas Marsch in die Zukunft steht geradezu diametral zu dem Schrumpfungsprozess und die Selbstfokussierung in Europa. Während sich die Länder Europas um die Folgen der Migration kümmern das europäische Währungssystem zu stabilisieren trachten oder sich um die Umwelt und das Klima sorgen, setzt China auf Künstliche Intelligenz, das Internet der Dinge, Robotik und Raumfahrt - alles Gebiete, auf denen Europa bestens politische Ankündigungen vorzuweisen hat, denen nur wenige Taten gefolgt sind. In Deutschland wird das schnelle Internet beinahe gefordert, seit es das Internet überhaupt gibt; Funklöcher gehören in der viertgrößten Wirtschaftsnation der Welt zum Alltag. Die Autonation Deutschland erlebte nach dem Dieseldesaster und dem Wandel zu autonom fahrenden Wagen mit neuen Antrieben einen Umbruch, dessen Ausgang äußerst ungewiss ist. Wenn die Bundesregierung ankündigt, drei Milliarden Euro bis 2025 in Künstliche Intelligenz zu investieren, so kommt das dem sprichtwörtlichen Tropfen auf den heißen Stein gleich.

Wenn Europa nicht aufpasst, wird es in Zukunft da landen, wo China den Kontinent heute schon sieht: als technologisches Museum, das kuriose Einblicke in längst vergangene Zeiten bietet. Um die Zukunft hingegen streiten sich China und die USA.

Der Vergleich USA-China

Um das Machtstreben Chinas und den augenscheinlich unbändigen Drang, den USA die globale Vormachtstellung streitig zu machen, zu verstehen, ist ein vergleichender Blick auf die Zahlen sinnvoll. Dabei wird klar: China ist wirtschaftlich erfolgreicher. Die Güterexporte überstiegen schon 2017 die Marke von 2200 Mrd Dollar deutlich, während die USA bei etwas über 1,5 Mrd Dollar lagen. Bei den Devisenreserven wird das wirtschaftliche Gefälle noch deutlicher: China verfügt Stand 2018 über mehr als 3000 Mrd Dollar an Devisen, die USA bringen es auf läppische 41 Mrd Dollar.

Kein Land außer den USA hat in den vergangenen Jahren so viel Geld für Rüstung ausgegeben wie China. Seit 1990 entfallen 60 Prozent des globalen Wachstums ans Militärausgaben auf China. Die Aufrüstung Chinas hängt direkt mit seiner Nukleardoktrin zusammen, dem Ziel, bei einem nuklearen Erstschlag etwa durch die USA noch genug Kraft zum vernichteten Gegenschlag zu besitzen.

„Der Feind meines Feindes ist mein Freund“

Beim militärischen Vergleich Stand 2018 gewinnen die Vereinigten Staaten - doch wie lange noch? Eine vom US-Kongress eingesetzt Kommission kam zu der Erkenntnis, dass selbst im Kriegsfall ein Sieg der Vereinigten Staaten von Amerika nicht mehr sicher ist: „Das US-Militär könnte in seinem nächsten Konflikt unannehmbar hohe Verlust erleiden. Es könnte Schwierigkeiten haben, einen Krieg gegen China oder Russland zu gewinnen, oder ihn vielleicht verlieren. Die USA sind insbesondere gefährdet, falls ihre Streitkräfte gezwungen werden sollten, an zwei Fronten gleichzeitig zu kämpfen.“ Ein Bündnis zwischen Moskau und Peking könnte also den Zusammenbruch der Weltmacht USA bedeuten. Zwar standen sich Russland und China über lange Jahre hinweg misstrauisch bis verfeindet gegenüber, aber beide sind sich einig in der strikten Ablehnung der USA als eine Art „Weltregierung“. Im September 2018 unternahmen China und Russland erstmals ein großes gemeinsames Land- und Seemanäver in Nordostasien.

Die Falle des Thukydides

Wenn eine Großmacht zu einer anderen aufgeschlossen hat, kam es schon häufig in der Geschichte zum Krieg. Der Harvard-Politologe Graham Allison nennt diese Konstellation die „Falle des Thukydides“ in Anspielung auf den großen Geschichtsschreiber der griechischen Antike. Es reicht vom Widerstand Spartas mit dem aufstrebenden Athen bis zum Aufeinanderprallen des Britischen Empire und dem Deutschen Reich vor 1914.

Ob die Falle zwischen der Weltmacht Nummer 1 und dem erstarkenden China wirklich zuschnappt, ist nicht zwangsläufig ausgemacht. Im Unterschied zu früheren Zeiten sind heutzutage nämlich alle Weltwirtschaften derart eng miteinander vernetzt, dass jede politische Konfrontation etwa durch Sanktionen oder gar militärische Maßnahmen zwangsläufig zur direkten Rückkopplung ins eigene Land führen.

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