Thought Leadership
China hat gute Chancen, sich in Sachen Künstlicher Intelligenz an der Weltspitze zu positionieren. Für diese Annahme gibt es mehrere gute Gründe.
Erstens gibt es in China mehr junge Ingenieure, die sich mit KI beschäftigen, also irgendwo sonst auf der Welt. Die Anzahl der chinesischen Publikationen zu diesem Thema hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Bei einem Wettbewerb zur Gesichtserkennung gewann das chinesische Startup Face++ gegen die Teams von Facebook, Google, Microsoft und der Carnegie Mellon University.
Zweitens sammelt China v i e l mehr Daten als die USA – und Daten („Big Data“) bilden die Grundlage für jedwede Auswertung durch Künstliche Intelligenz. Chinesen nutzen ihr Smartphone viel intensiver als Amerikaner: Sie bezahlen beinahe alles im Alltag damit, Kleidung, Lebensmittel, Strom, Wasser etc. Allein die zur gemeinschaftlichen Nutzung bereitgestellten Fahrräder generieren täglich 30 Terabytes an Sensordaten aus rund 50 Millionen Nutzungen – pro Tag. Das ist ungefähr 300 Mal so viel wie in den USA an Datenvolumen generiert wird.
Drittens verlassen die Chinesen langsam ihre „Kopier-Phase“. Noch vor 15 Jahren haben praktisch alle chinesischen Startups ein amerikanisches Vorbild so genau wie möglich kopiert. Zwischenzeitlich haben sie überholt – WeChat und Weibo funktionieren deutlich besser als ihre Pendants Facebook Messenger bzw. Twitter – und beginnen mit neuen – eigenen – Ideen.
Viertens wird die Entwicklung Künstlicher Intelligenz durch die chinesischen Politik gefördert mit zwei klaren Zielen: im Jahr 2020 gleichzuziehen mit den USA und im Jahr 2030 die USA überholt zu haben. Bei allen bisherigen Infrastrukturvorhaben hat sich die chinesische Regierung als „durchsetzungsstark“ erwiesen. Vieles deutet drauf hin, dass dies auch bei Künstlicher Intelligenz eintreten wird.