Thought Leadership
Beitrag von Dr. Bettina Horster, Chair Diplomatic Council Healthcare Forum, Geschäftsführerin VIVAI AG
Wir alle wollen in unseren eigenen vier Wänden alt werden. Gut, wenn sich die Wohnung und die Lebensumstände den individuellen Bedürfnissen anpassen können und ein selbstbestimmtes, sicheres Leben im eigenen Zuhause möglich machen.
Es betrifft uns alle und gerade für uns Kinder und Enkel ist es eine echte Herzensangelegenheit, dass unsere Liebsten von vertrauensvollen Menschen gut versorgt werden, wenn sie im Alter nicht mehr alles selber in den Griff bekommen.
Viele ältere Menschen fühlen sich einsam – wer hätte nicht gerne einen netten Menschen um sich, der Zeit hat für ein gutes Gespräch hat oder ein paar Handgriffe von einer Altenpflegerin? Aber wollen wir tatsächlich auf das Internet vertrauen, wenn es darum geht, die Liebsten mit Dienstleistungen zu versorgen?
Genau für diesen Fall steht mit Smart Care Service eine Serviceplattform zur Verfügung, die wichtige Versorgungslücken schließen kann. Intern nennen wir unser Start-up den Pflege-Uber. Warum? Weil wir ein nutzerzentriertes, niedrigschwelliges, sehr einfach zu bedienendes System aufbauen, das die Bedürfnisse der Älteren mit passgenauen Services an der richtigen Stelle und zur richtigen Zeit matcht. Man könnte es auch Amazon-Care nennen, denn es ist ein qualitätsgesicherter Marktplatz hinter dem sich ein ganzes Ökosystem an Dienstleistern, wie bspw. Pflegekräfte, Alltagshelfer, Concierge- und Reinigungsdienste verbirgt. Smart Care Services kombiniert Amazon’s Bewertungssystem mit dem sehr effizienten Dispatching und Routenplanungssystem wie bei Uber.
Durch die bedarfsgerechte Anforderung von benötigten Diensten erhöht sich nicht nur die Lebensqualität der Bewohner, sondern auch die von Angehörigen, Kindern, Enkel und Freunden, die nicht in der Nähe des unterstützungsbedürftigen Verwandten wohnen. Sie können nun mit gutem Gewissen Dienste und Pflege buchen - auch wenn sie den lokalen Markt nicht kennen. So sichert Technologie den längstmöglichen Verbleib in der eigenen Wohnung und Teilhabe an der Gesellschaft.
Aber auch auf der Angebotsseite hat Smart Care Services viel zu bieten, denn so kann die examinierte Altenpflegerin, die nicht mehr in der Tretmühle des Gesundheits- und Pflegesystems bleiben wollte, trotzdem 1-2 Vormittage arbeiten. Der engagierte Rentner kann ganz einfach seine Dienste anbieten und z.B. einen Service zur Arztbegleitung anbieten.
Ziele des Projekts
Hat der Nutzer einen Bedarf, findet er einfach und automatisiert einen Überblick, welcher Anbieter diesen bestmöglich erfüllt und zum gewünschten Zeitpunkt sowohl verfügbar als auch in der Nähe ist, um diesen schnellstmöglich zu befriedigen. Dabei kann Smart Care Service spontane Bedarfe erfüllen, was feste Vertragspartner oft nicht leisten können.
Beitrag von Dr. Bettina Horster, Chair Diplomatic Council Healthcare Forum, Geschäftsführerin VIVAI AG
Das Ratingsystem hilft dabei, die Qualität sicherzustellen und das Matching bedarfsgerecht zu gestalten. Es entsteht ein Pool verschiedener Leistungserbringer, von den großen Pflegedienstleistungen über Beratung bis hin zu Einkaufsservices, Arztbegleitung oder einfachem Besuch in der Wohnung.
Anders als bei den Plattformökonomien von US-Unternehmen wie bspw. Uber und Amazon ist aber nicht der Preis das ausschlaggebende Kriterium, sondern welcher Dienst zum gewünschten Zeitpunkt am besten für die Person geeignet ist.
Für die Unterstützung im Alltag können Unternehmen jeder Größe (z.B. Concierge-Services, Essen auf Rädern, Ergotherapeuten) oder Einzelpersonen ihre Leistung auf der Plattform anbieten. So kann dank der Hilfe bei der Akquise und dem flexiblen Dispatching selbst bei kleinen unregelmäßigen Zeitkontingenten die Reaktivierung schlummernder Ressourcen (z.B. Pflegekräfte in der Familienzeit) ermöglicht werden. Kleine Zeitkontingente von Pflegekräften können mit tatsächlichen Aufträgen gefüllt werden und die Zeit, die ansonsten mit Organisation verloren geht, wird eingespart.
Für die Qualitätssicherung sorgt sowohl die formale Überprüfung (Examina, Zeugnisse, polizeiliche Führungszeugnisse, etc.), als auch die der sozialen Qualifikationen. Unser Partner, das Sozialwerk St. Gerog übernimmt die Koordination von Angebot und Durchführung sowie die Einhaltung der Qualität und der ethischen Grundwerte übernehmen.
Besonders wichtig ist der Schutz der persönlichen und sensiblen Daten der älteren Menschen und das nicht nur aus Sicht der Datenschutzgrundverordnung, sondern auch - ganz wichtig – aus Akzeptanzgründen. Ein wesentlicher Bestandteil des Projektes ist ein durchgehendes Datennutzungskonzept. Dieses wurde von Anfang an in der Konzeption berücksichtigt und in der Umsetzung (Security by Design) integriert.
Technische Innovationen und daraus entstehende Alleinstellungsmerkmale
Um die Gefährdung der Versorgungsqualität durch den Pflegenotstand und den Demographischen Wandels in der Zukunft zu verhindern, gleichzeitig die Kosten zu reduzieren und bedarfsorientierte Services anbieten und koordinieren zu können, sind vor allem technische Lösungen gefragt, die das Pflegepersonal und die Organisation der (ambulanten) Pflegedienste entlasten sowie neue Dienstleistungsmodelle zulassen. Hilfreich sind dabei Lösungen für Smart Home und Ambient Assisted Living (AAL) – Konzepte, (elektronische) Systeme, Produkte oder auch Services, die im Alltag unterstützen. Alle aktuellen Ansätze zielen jedoch darauf ab, technische Komponenten/Systeme zusammenzuführen und zu bündeln und diese vereinzelt auch mit ganz simplen Services zu verbinden. Den Ansatz von Smart Care Service spiegeln sie aber nicht wider. Künftig spielen Daten die zentrale Rolle, um bedarfsgerechte Services zu ermitteln und anzubieten. Für den Erfolg ist ausschlaggebend, dass die vielen verschiedenen Daten, die über den unterstützungsbedürftigen Menschen bekannt sind (zum Beispiel Messung und Auswertung von Vitaldaten, Gewohnheiten, Vorlieben, medizinische Befunde), in einem Profil auf einer zentralen Plattform zusammengefasst und ausgewertet werden können.
Durch die Möglichkeiten von Algorithmen aus der Künstlichen Intelligenz (kontextsensitives User Modeling), Big Data, Machine Learning, profilbasiertes Matching, Cyber Physical Systems und das Internet der Dinge können aus Daten, die z.B. mit Hilfe von smarten Komponenten und IoTPlattformen zusammengeführt werden, bedarfsgerechte Unterstützungsangebote abgeleitet werden. Notwendig sind dabei auch offene Systemschnittstellen, so dass funktionierende Lösungen angebunden und auf Basis von den aggregierten Daten Mehrwerte im Rahmen von neuen Dienst- und Serviceleistungen generiert werden können.
Das eignungsbasierte Matching basiert auf einem intelligenten dynamischen Ranking mit zahlreichen Kriterien wie dem Userprofil, der benötigten Leistung, den Bewertungen des Anbieters (User Experience), der Häufigkeit seiner Buchung (Neuling oder schon mehrfach erfolgreich zufriedenstellend gebucht), seinem Angebotsprofil, seinen Skills und besonderen Qualifikationen. Hinzukommen können, sofern vorhanden durch die Auswertung technischer Assistenzsysteme mit Künstlicher Intelligenz weitere Angaben aus den Alltagsabläufen der Wohnumgebung.
Doch Smart Care Service will noch einen Schritt weitergehen und durch die Auswertung von Big Data und durch kontextsensitives User Modeling Algorithmen entwickeln, die proaktive Angebote ermöglichen. Dank Machine Learning sollen zum einen die Nutzerprofile stetig verfeinert und zum anderen die Angebote immer weiter individualisiert werden. So bietet sich die Chance für in Echtzeit optimierte Location Based Services mit perfekt zugeschnittenen personalisierten Angeboten, so dass trotz Fachkräftemangels durch die Zusammenführung der vorhandenen Ressourcen in Ableitung des individuellen Bedarfs ein Betreuungsangebot zugeführt werden kann.
Es ist jedoch noch eine Menge zu tun – das Konsortium rund um die VIVAI Software AG muß viele Barrieren und Denkblockaden abbauen – nur so kann dieser einzigartigen Ansatz langfristig erfolgreich werden!
Wir werden unser Bestes tun, um eine Lösung zu realisieren, die Datenautonomie und Sicherheit im höchsten Maß beachtet und die sozialen Belange und die Teilhabe der Menschen berücksichtigt.