In der Analysereihe „Post Corona – Die Welt nach der Krise“ veröffentlicht das Diplomatic Council eine Reihe von Bulletins, in denen mutmaßlichen Veränderungen nach der Coronakrise aufgezeigt werden und eine Skizze der neuen Welt bis ins Jahr 2030 entworfen wird. Die im Rahmen dieser Reihe veröffentlichten Analysen sind ausschließlich für Mitglieder des Diplomatic Council bestimmt. Jede Weitergabe, auch auszugsweise, ist untersagt. Die Analysebulletins werden im PDF-Format am Ende jedes nachfolgenden Menüpunkts zum Herunterladen bereitgestellt. Die Auswahl wird in den nächsten Wochen sukzessive erweitert von Politik über Wirtschaft und Gesellschaft bis hin zu Zukunftsthemen wie Digitalisierung und Genetik.

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Bulletin
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Politik

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Das Jahr 2020 steht für die erste und bislang größte globale Katastrophe der Menschheit im 21. Jahrhundert. Nie zuvor fühlten sich Milliarden von Menschen gleichzeitig dem Tod so nahe wie in diesem Jahr. Die Coronavirus-Pandemie ist eine Zäsur.

Binnen weniger Monate rast ein Virus rund um den Globus und löst die erste weltweite Massenhysterie in der Geschichte der Menschheit aus. Das hat einen einfachen Grund: Die Menschen fühlen sich hilflos einer todbringenden Krankheit ausgesetzt, gegen das es bis heute keine Impfung und keine Medikamente gibt. Es ist diese Hilflosigkeit, die weit über die rationale Abwägung der Ansteckungsgefahr und der Wahrscheinlichkeit, tatsächlich daran zu sterben, die Welt in Schockstarre versetzt.

In atemberaubender Geschwindigkeit wandeln sich Demokratien zu Herrschaftsstaaten, in denen die Regierungen den Bürgern so schnell so viele Freiheitsrechte wegnehmen, dass das Wort von der „Corona-Diktatur“ die Runde macht. Grundrechte wie etwa die Versammlungsfreiheit oder das Recht, sich mit Personen seiner Wahl zu treffen, werden über Nacht abgeschafft. Das öffentliche Leben kommt teilweise zum Stillstand. Geschäfte, Schulen, Gaststätten, Hotels und sogar öffentliche Plätze werden von heute auf morgen geschlossen. Noch nie sind so viele Volkswirtschaften in so vielen Ländern gleichzeitig so schnell auf den Abgrund zugerast – trotz staatlicher Unterstützungsprogramme noch nie dagewesenen Ausmaßes.

Wenn die Coronavirus-Krise hinter uns liegen wird, haben wir Abertausende von Mitmenschen verloren, aber wir – die Menschheit – wird wie Phoenix aus der Asche aus der Krise aufsteigen und weiterleben.

Indes wird die Welt nach Corona eine andere sein als vorher. Es ist ein Irrglaube zu meinen, dass die Überlebenden der Pandemie danach einfach so weitermachen können wie zuvor. Die Katastrophe wird uns, die wir zum ersten Mal eine derart existenzbedrohende Krise erleben, verändern.

Und sie wird unsere Gesellschaft, unsere Politik, unsere Wirtschaft und unsere Sichtweise auf unser Gesundheitswesen nachhaltig verändert. 2020 werden binnen eines Jahres so viele Weichen für unsere Zukunft gestellt wie zuvor über Jahrzehnte nicht. Die damit festgelegte Richtung und die Bewältigung der Folgen werden eine ganze Generation, nennen wir sie die 2020er Generation, für mindestens eine Dekade beschäftigen.

In der Analysereihe „Post Corona – Die Welt nach der Krise“ werden diese mutmaßlichen Veränderungen aufgezeigt und eine Skizze der neuen Welt bis ins Jahr 2030 entworfen. Dabei schweift der Blick weit über Deutschland hinaus auf die geopolitische Weltlage. An vielen Stellen werden Entwicklungen in anderen Ländern dargestellt, von denen anzunehmen ist, dass sie über kurz oder lang auch Deutschland maßgeblich beeinflussen werden.

Bei einigen Trends wird man zu Recht sagen, dass sie längst im Gange waren, etwa der Rückgang des Bargelds oder die Online-Kommunikation. Das ist richtig, aber die Pandemie hat diese und einige weitere Entwicklungen massiv beschleunigt. Auf anderen Gebieten, etwa im Automobilsektor, dürfte die Krise zuvor begonnene Entwicklungen hingegen möglicherweise eher etwas entschleunigen. In allen Fällen stützen sich die Schlussfolgerungen auf sorgfältige Recherchen in umfangreichem Quellenmaterial.

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Umfrage unter Managern und Unternehmern

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Das Diplomatic Council (DC) hat gemeinsam mit dem DC Firmenmitglied United Interim eine Umfrage zu den wirtschaftlichen und wirtschaftspolitischen Folgen der Coronavirus-Pandemie im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz; DACH) durchgeführt. An der Umfrage haben sowohl DC Mitglieder als auch bei UnitedInterim offiziell durch Registrierung und Prüfung qualifizierte Interim Manager teilgenommen. Qualifizierte Interim Manager sitzen ebenso wie viele Mitglieder des Diplomatic Council in Unternehmen vom Mittelstand bis zur Konzernwelt quer durch alle Branchen sowie in Ministerien und Behörden nahe an den Schalthebeln der Macht und können die wirtschaftliche und politische Lage daher überdurchschnittlich gut beurteilen. 

Der aus der Umfrage entstandene „Post-Corona Report 2020“ gibt einen Überblick über die Erwartungen von Unternehmern und Führungskräften an die weitere Entwicklung in der Pandemie und vor allem die Zeit danach mitten aus der Krise heraus (Sommer 2020).

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Erosion des Rechtsstaats

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Ausgangsbeschränkungen, Versammlungsverbote, Schließung beinahe aller Geschäfte durch behördliche Anordnungen - noch nie wurden in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland so viele Grundrechte so umfassend und so flächendeckend in geradezu abenteuerlicher Geschwindigkeit eingeschränkt wie in der Pandemie 2020. Hätte jemand 2019, als das Jubiläum zum 70. Jahrestag des Grundgesetzes gefeiert wurde, diese Kastration des Grundgesetzes, wie sie ein Jahr später stattfindet, vorhergesagt:

Er wäre als Schwarzseher ausgelacht worden. 2020 hingegen lautet die Devise: Tausche Freiheit gegen Sicherheit und Gesundheit. Das ist in der Notsituation wohl gerechtfertigt und entgegen mancherlei Meinungen staatsrechtlich erlaubt – allerdings stets nur unter Abwägung der Verhältnismäßigkeit. Es bedarf daher weiterhin einer fortlaufenden Kontrolle, ob die Verhältnismäßigkeit tatsächlich gegeben ist und vor allem, ob der Rechtsstaat und die Demokratie nach der Pandemie wieder dasselbe Niveau wie vor der Krise erreichen.

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Auswirkungen auf die Gesellschaft

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Die Pandemie 2020/21 warf grundsätzliche Fragen für den Einzelnen ebenso wie für die Gesellschaft auf. Über viele Jahrzehnte hinweg war die Gesellschaft in den demokratischen Industrienationen von dem Mantra bestimmt, dass das Recht und das Glück des Einzelnen höher zu bewerten ist als die „Menge aller Menschen“. Das Credo lautete: Wenn jeder sein eigenes Schicksal in die Hand nimmt und sein individuelles Glück optimiert, bedeutet dies zugleich das höchste Glück für alle. In der Pandemie führte sich dieses Dogma selbst ad absurdum, wie das Beispiel der Mund-Nasen-Bedeckung („Maske“) zeigte. Wer eine Maske trug, schützte damit nicht sich, sondern die anderen. Verantwortungsbewusstsein nicht nur für sein eigenes Schicksal, sondern für die gesamte Gesellschaft war gefragt. Die Individuen waren auf einmal in einer Schicksalsgemeinschaft verbunden. Genau dies machte die „Maskenverweigerer“ in der Pandemie so problematisch: ihnen war nicht ihre eigene Gesundheit egal, sondern die aller anderen.

Die Balance zwischen Individuum und Gesellschaft könnte in den 2020ern verschoben werden. Die Bereitschaft des Großteils der Bevölkerung, eine Maske zu tragen, um die Gesellschaft zu schützen, zeugte von einem Gemeinsinn, den man zuvor wohl nicht vermutet hätte, der aber Mut macht für ein besseres Zusammenleben der Menschen über die Schreckensjahre 2020/21 hinaus. Das hätte übrigens möglicherweise auch gravierende Auswirkungen auf die Wirtschaft, es wäre geradezu das Ende der Ära des Vordenkers Milton Friedman, der 1970 postulierte: „Die gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmer ist es, ihre eigenen Profite zu steigern.“ Man muss bedenken, dass dieser Leitsatz die Grundlage für die Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik von US-Präsident Ronald Reagan über die britische Premierministerin Margaret Thatcher bis hin zum deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder bildete. Es entspricht dem deutschen Sprichwort „Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied“. Doch in der Pandemie versagte dieses Dogma, und man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass es auch beim Umwelt- und Klimaschutz versagen wird. Es spricht also einiges dafür, dass unsere Gesellschaft in den nächsten Dekaden von deutlich mehr Vergesellschaftung und weniger Individualismus bestimmt wird. Die Zeiten des „ich, ich ich“, könnten ein Ende finden, weil die Menschheit entscheidende Schritte vorwärts nur gehen kann, wenn alle oder jedenfalls viele zusammenhalten. Exemplarisch für diese Annahme war die Situation zum Jahreswechsel 2020/21, als Europa beinahe vollständig in den Lockdown ging, um die durch Lockerungen und neue Mutationen verursachte Virusausbreitung in den Griff zu bekommen, während sich das Leben in China, dem Ursprungsland des Coronavirus, längst weitgehend normalisiert hatte. Die eine Gesellschaft, die europäische, war durch Diskussionen über die Balance zwischen Einschränkungen und Lockerungen geprägt, die andere, die chinesische, hatte ganze Städte beim Auftauchen einiger weniger Fälle sofort hermetisch abgeriegelt. China war die einzige große Volkswirtschaft, die 2020 ein Wachstum zu vermelden hatte.2 Man muss allerdings auch dazu sagen: Die eine Gesellschaft ist eine Demokratie, die andere eine sozialistisch-kommunistische Diktatur.

Indes muss man wohl feststellen, dass die Krisenjahre 2020 und 2021 deutlich gezeigt haben, dass auch eine demokratisch-liberale Gesellschaft in Deutschland einen „starken Staat“ akzeptiert. Hatte der Staat schon lange vor der Krise Regeln bis weit ins Privatleben hinein aufgestellt, so wird er diese Macht in den 2020er noch stärker nutzen. Viele Menschen wünschen sich augenscheinlich mehr statt weniger Regeln für ihr Leben.

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Wirtschaftskatastrophe

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Deutschlands Lockdown oder Shutdown, die radikale Abschaltung praktisch allen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens im Frühjahr 2020 und in den Wintermonaten 2020/21 führten zu einer Art Kernschmelze der Wirtschaft. Schon in den ersten zwei Wochen nach Beginn des historisch einmaligen Shutdown der gesamten Volkswirtschaft meldeten beinahe eine halbe Million Unternehmen Kurzarbeit an. Im Nachbarland Österreich führte das Experiment, eine Volkswirt- schaft „mal eben“ abzuschalten, binnen eines Monats zum höchsten Arbeits- losenstand seit 1946. Vor allem die Kettenreaktionen richteten insbesondere in Deutschland zuvor unvorstellbare Schäden an. Produktionsnetzwerke kolla- bierten, Lieferketten rissen, Abertausende von Mittelständlern, Kleinbetrieben, Selbstständigen und Freiberuflern schlitterten in die Insolvenz – alles als direkte Folge der Quarantäne-Ökonomie. Jeder Ausfall multiplizierte sich über alle anderen davon Betroffenen. Die Wirtschaft ist keine Behörde, die man für einige Zeit einfach schließen und danach mit ausreichend Geldmitteln wieder einschalten kann. Wirtschaft funktioniert eher wie ein lebendiger Organismus; ein Organ, das einmal abgestorben ist, lässt sich danach nicht mehr wiederbeleben.1

Eine Umfrage von ifo Institut und FAZ unter 155 Ökonomen mitten im Shutdown zu einer möglichen Rezession lässt sich wie folgt zusammenfassen: genaues weiß man nicht. Stark vereinfacht gesagt unterscheiden die Ökonomen zwischen den drei Modellen L, V und U, wobei die Buchstabenform den Wirtschaftsverlauf be- schreibt. L steht also für Absturz und unten bleiben, V für schnellen Abstieg und ebenso schnelle Erholung und U für langsamen Ab- und Aufstieg. Doch die 2020er Jahre werden wohl eher von einer vierten Variante bestimmt: einem W als Symbol für den abwechselnden Auf- und Niedergang. Schon 2020 blieb es nicht beim ersten Lockdown im Frühjahr; kurz vor Weihnachten folgte eine weitere Total- abschaltung bis in das Jahr 2021 hinein.

Über die Auswirkungen von Lockdowns und Shutdowns hat das Diplomatic Counci.. ein Analysebulletin veröffentlicht, das für Mitglieder zum Download bereitsteht.

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