Thought Leadership

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Claude Piel
Eine Frage von Krieg und Frieden

Von DC Business Consul Claude Piel, Co-Autorin des Buches „Denken 5.0“ aus dem Verlag des Diplomatic Council

Die Frage von Krieg und Frieden ist wohl so alt wie die Menschheit selbst. „Frieden ist die beste Investition“, erklärte Antonio Guterres, der Generalsekretär der Vereinten Nationen, am 27. September 2018. Wer möchte ihm widersprechen? Frieden stellt – vergleichbar mit Gesundheit – die unabdingbare Grundlage für beinahe alle Aspekte menschlichen Lebens dar, oder jedenfalls menschenwürdigen Lebens. Doch wer die Welt von heute betrachtet, die letzten Jahrzehnte Revue passieren lässt, und die anstehenden Entwicklungen analysiert, der muss fast zwangsläufig zu dem Schluss gelangen, dass sich nicht der Frieden, sondern der Krieg auf dem Vormarsch befindet.

Keine Weltregierung

Wenn es eine einzige Regierung für die ganze Welt gäbe, würden wir dann in einer besseren Welt leben? Diese Frage haben schon die griechischen Philosophen und Kosmopoliten wie Aristoteles und Platon diskutiert. Auch die Philosophen der Neuzeit wie Immanuel Kant und Friedrich Nietzsche haben ihre Gedanken dazu zu Papier gebracht. Albert Einstein setzte sich ebenfalls für eine Weltregierung ein. Es wird behauptet, dass sich US-Präsident Wilson bei der Gründung des Völkerbundes von dem chinesischen Philosophen Kang Youwei und dessen Werk „Große Gemeinschaft“ aus dem Jahr 1902 leiten ließ.

Bis heute ist die Frage ungeklärt, ob eine Weltregierung funktionieren und vor allem zum Segen der Menschheit handeln würde. Es gibt keine Weltregierung – die UNO ist sie auf jeden Fall nicht. Hingegen kursieren seit langem immer wieder Verschwörungstheorien über Geheimzirkel, die die Welt beherrschen. Dazu gehören je nach Gusto die Teilnehmer der Bilderberg-Konferenz, die Gruppe der Sieben (G7), die globalen Eliten, die Hochfinanz oder gar die Rothschilds. Je nach Quelle streben diese Gruppierungen entweder die Weltherrschaft an oder haben sie sogar schon übernommen. Nachweisbar ist nichts davon.

Die Vereinten Nationen, die einzig nachweisbare Organisation, die von ihrer Struktur her einer Weltregierung nahekämen, wenn sie über Befugnisse verfügte, sind jedenfalls keine Weltregierung und kein unabhängiges Weltgericht. Sie sind ein Abbild der Staatengemeinschaft, nicht mehr und nicht weniger. Was die Länder, die die UNO tragen, nicht wollen, wird auch in der UNO nicht passieren. Entweder kommen solche Beschlüsse erst gar nicht zustande, oder sie tragen den Charakter unverbindlicher Empfehlungen und sind damit im Grunde wertlos.   Letztlich spiegeln die Vereinten Nationen die internationalen Beziehungen zwischen den Mächten dieser Welt wider.

Kein Bund der Demokraten

Die UNO wäre übrigens in keinem Fall eine demokratisch   legitimierte Regierung, wie sich überhaupt die Frage nach der demokratischen Verwurzelung der Vereinten Nationen stellt. In kaum einem Land, das den Vereinten Nationen angehört, hat die Bevölkerung ein Mitspracherecht an der UNO. Das einzige UNO-Gremium, das völkerrechtlich verbindliche Beschlüsse fassen kann, der Sicherheitsrat, wird historisch bedingt von fünf Staaten bestimmt. Hingegen sind die Beschlüsse, die die Gemeinschaft aller in der UNO organisierten Länder in demokratischer Abstimmung fällen, unverbindlich. Selbst UNO-Generalsekretär António Guterres räumte zum 75. Jubiläum der Vereinten Nationen 2020 klipp und klar ein: „Die UNO sind kein Bund der Demokratien. Hier versammeln sich alle Länder der Erde – und das führt zwangsläufig zu Widersprüchen. Hinzu kommt, dass viele Organe noch genau so arbeiten wie vor 75 Jahren.“