Thought Leadership

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Buchcover
Wege zum Frieden

Von Hang Nguyen und Jamal Qaiser*

Buchvorstellung „How to avoid World War III“ (deutsche Ausgabe: „Der Dritte Weltkrieg – das Undenkbare denken“ am 16. November 2021 in Frankfurt am Main vor Diplomaten und Persönlichkeiten aus der Wirtschaft.

Die Geschwindigkeit, mit der der Frieden sich immer rascher aus der heutigen Welt verabschiedet, bereitet jedem vernünftigen und bewussten Menschen große Sorge. Der Mensch, der sich selbst als gebildet und zivilisiert betrachtet, fällt wieder zurück in die Zeit, als persönlicher Egoismus und falscher Stolz dazu führten, dass sich die Menschen gegenseitig an die Kehle gingen, und auf gemeinschaftlicher Grundlage Stämme und Dynastien dazu brachten, sich barbarischen Handlungen hinzugeben.

Wir müssen heute feststellen: Die Zeiten der Kriege sind nicht überwunden, sondern ganz im Gegenteil ist eine Aktualität zu beklagen, wie es sie selten zuvor gegeben hat. Wir müssen mit ansehen, dass dann, wenn Regierungen andere Regierungen herausfordern, um ihre politischen und wirtschaftlichen Ziele zu erreichen, es immer die Armen und friedliebenden Bürger dieser Länder sind, die während des anschließenden Tauziehens leiden müssen. Sie sind gefangen zwischen den Mühlsteinen von Hunger, Armut und Grausamkeit. Wo liegt die Schuld jener Kinder, die diese Auseinandersetzungen um die politische und wirtschaftliche Überlegenheit nicht einmal verstehen?

Kleiner Weltkrieg, neuer Weltkrieg, Kalter Krieg 2.0

Der „kleine Weltkrieg“ in Syrien, der „neue Weltkrieg“ in der Ukraine, das Debakel in Afghanistan und der schwelende „Kalte Krieg 2.0“ zwischen China und den USA – es sind alles keine guten Vorboten für unsere Zukunft. Hinzu kommen immer stärkere Terrororganisationen, neue Formen der Kriegsführung und neue Kriegsschauplätze. Daher scheint es beinahe unausweichlich, dass unsere Zivilisation auf einen Dritten Weltkrieg zusteuert. Doch tatsächlich ist eine solche Katastrophe nicht unausweichlich.

Mit den Vereinten Nationen besteht seit 1945 eine supranationale Organisation, in der alle Staaten eine Stimme haben. Die UNO vertritt nach wie vor, eine phantastische Idee: Es ist die Vorstellung, dass es jenseits aller nationalen Interessen ein globales, quasi darüber liegendes Interesse aller Staaten, aller Bürger und Organisationen gibt, das man definieren und mithilfe aller Beteiligten umsetzen kann. Die Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte haben die Schwächen der UNO überdeutlich gemacht, wie an zahlreichen Stellen im vorliegenden Buch dargestellt. Das liegt an mehreren Dingen:

Erstens wurde die UNO durch das Vetorecht der Mächtigen von Anfang an mit einer inhärenten Fehlkonstruktion geboren. Es wäre in etwa so, als wenn vor einem unabhängigen Gericht der Staatsanwalt oder der Angeklagte dem Urteil einfach wider-sprechen und es dadurch unwirksam machen könnten – welche Macht hätte ein solches Gericht?

Zweitens haben sich die Vereinten Nationen leider zu einer Art Monsterbürokratie entwickelt, die sich scheinbar um wirklich alles kümmert, aber kaum etwas bewirken kann. Alle Versuche, diese Bürokratie durch Reformen zurückzudrängen oder zu minimieren, sind bislang gescheitert.

Drittens bahnen sich beinahe überall auf der Welt nationalistische Züge den Weg an die politische Macht. Der erstarkende Nationalismus würde eine staatenübergreifende Organisation wie die UNO wichtiger als je zuvor erscheinen lassen, aber in der Realität führt er gerade dazu, dass sich die Staaten eben nicht von einer supranationalen Institution wie der UNO vorschreiben lassen wollen, was sie zu tun haben.

Glücklicher Ort und Nichtort Utopia

Das hängt entscheidend damit zusammen, dass sich die Weltverbesserungsutopien der UNO sehr weit von den politischen Realitäten in den einzelnen Staaten und vom Alltag der Menschen entfernt haben. Die Nachhaltigkeitsziele von 2015 und der Migrationspakt von 2018 sowie das weitgehende Versagen der UNO-Weltgesundheitsorganisation WHO im Jahr 2020, als sie tatsächlich einmal einen substanziellen Beitrag zur Rettung der ganzen Welt hätte leisten können, stehen beispielhaft für diese Realitätsferne. Diese Geschehnisse erinnern an den 1516 von dem englischen Staatsmann Thomas Morus in lateinischer Sprache verfassten philosophischen Dialog „De optimo statu rei publicae deque nova insula Utopia“ („Von der besten Verfassung des Staates und von der neuen Insel Utopia“), in dem er wohl in Anlehnung an Platons Dialog „Timaios“ ein fiktives Inselreich mit einer „idealen“ Gesellschaft schildert, das als Geburt der Sozialutopie gilt. Das griechische Wort „Utopia“ lässt sich als „glücklicher Ort“ oder als „Nichtort“ übersetzen, je nachdem, ob man sich zu den Pessimisten oder den Optimisten zählt. Ähnlich liegt die Bewertung der Vereinten Nationen wohl eher im Auge des Betrachters als in der Realität.

Doch ein Think Thank wie das Diplomatic Council kann und will die Verantwortung für Friedensprozesse nicht allein den Vereinten Nationen abtreten. Es gibt Schüsselelemente zur Eindämmung von Konflikten, die – wenn sie Berücksichtigung finden – stets den Weg in Richtung Frieden lenken. Diese sind:

1. Legitimität sowohl aller Beteiligten als auch des Friedensprozesses sicherstellen;

2. Diplomatische Maßnahmen ergreifen, um ins Gespräch zu kommen bzw. im Gespräch zu blieben.

3. Hinwirkung auf Versöhnung, Schlichtung und Mediation;

4. Flexibilität und Kompromissbereitschaft um des Friedens Willen;

5. Grundsatz der Verhältnismäßigkeit bei allen Maßnahmen,

6. Gemeinsamkeiten suchen, betonen und verstärken;

7. Aggressionen jeder Art vollständig vermeiden;

8. Verhandlungen durch Dialog und gemeinsame Kooperation;

9. Verantwortung und Leidenschaft für die Lösung zeigen;

10. Jedwede Sensationsgier schadet dem Erfolg.

Eigentlich sollten die Vereinten Nationen diesen Schritt folgen. Doch es ist unsinnig, die UNO mit Schulnoten abzustrafen oder zu belobigen. Vielmehr geht es darum, die Wirksamkeit der Vereinten Nationen zu stärken. Die Pessimisten mögen die Unwirksamkeit beklagen und den Untergang der Vereinten Nationen voraussagen. Die Optimisten wird die Ohnmacht der UNO nicht daran hindern, an die Fortschritte auf dem Weg zu einer besseren Menschheit zu glauben. Die Autoren des Buches „Der Dritte Weltkrieg – das Undenkbare denken“ zählen sich zu den Optimisten aus der Erkenntnis heraus, dass die Vereinten Nationen zwar alles andere als perfekt sind, wie in diesem Buch an unzähligen Stellen nachgewiesen, aber sie sind das Beste, was wir haben. Verbessern wir die UNO lieber weiter als sie abzuschaffen – und geben wir die Hoffnung nicht auf, dass sie den Dritten Weltkrieg verhindern kann.

 

* Hang Nguyen und Jamal Qaiser sind die Autoren des Buches „How to avoid World War III“ (deutsche Ausgabe: „Der Dritte Weltkrieg – das Undenkbare denken“.

Hang Nguyen

Hang Nguyen ist als Flüchtlingskind aus dem Vietnamkrieg nach Deutschland gekommen. Sie hat hautnah das Elend eines Krieges erlebt, der nur ausbrach, weil die Weltmächte den Krieg gesucht und die Vereinten Nationen keinen Weg zum Frieden gefunden haben. Heute sagt sie über ihre Flucht: „Ich habe nur überlebt, weil sich wildfremde Menschen um mich gekümmert haben.“

Aus dieser Erfahrung hat sie den starken Wunsch entwickelt, anderen Menschen zu helfen, wie einst ihr geholfen wurde. Als Generalsekretärin des Diplomatic Council ist sie das Gesicht und das Herz der Organisation, in dessen Verlag das vorliegende Werk erschienen ist.

Nichts wäre ihr lieber als eine UNO, die perfekt funktionieren und der Menschheit überall Frieden bescheren würde. Doch bei ihrer Tätigkeit im Diplomatic Council musste sie erfahren, dass die Vereinten Nationen noch weit davon entfernt sind. Dieses Buch ist ihre Mahnung an die größte supranationale Organisation der Welt, den Dritten Weltkrieg unter allen Umständen zu verhindern.

Jamal Qaiser

Jamal Qaiser ging seinen Weg vom jugendlichen Markthändler bis zum Investor und CEO seines Private Equity-Unternehmens. Im Jahr 2010 begann er den Studiengang Advanced Management Diploma (Post-Graduation) am Globe Business College in München. 2013 begann er das Studium „Owner / President Management“ an der renommierten Harvard Business School, das er 2016 erfolgreich abschloss. Dazwischen absolvierte er 2014 das Transition to Leadership Program der University of Oxford Said Business School.

Weit über sein erfolgreiches akademisches und geschäftliches Engagement hinaus ist Jamal Qaiser davon beseelt, einen Beitrag zum Weltfrieden zu leisten. Er berät hierzu Regierungen, Nicht-Regierungs-Organisationen, humanitäre Organisationen, internationale Konzerne und nicht zuletzt im Diplomatic Council (DC) als DC Commissioner for UN Affairs die Vereinten Nationen.

Das Werk„How to avoid World War III“ – ist sein viertes Buch über weltweite politische Entwicklungen. Seine Bücher haben internationale Preise gewonnen, unter anderem den renommierten getAbstract Book Award aus einer Auswahl von über 10.000 Sachbüchern.

In einem Beitrag aus dem Umfeld der Vereinten Nationen wurde er einmal wie folgt charakterisiert: „Jamal Qaiser ist ein überaus kluger Kopf mit einem klaren Sendungsbewusstsein für Gerechtigkeit und Menschlichkeit. Es macht ihm ersichtlich Freude, Menschen und Organisationen aktiv zu beraten, um eine positive Entwicklung herbeizuführen. Zielstrebigkeit gepaart mit den richtigen Zielen der internationalen Völkerverständigung ist seine Wesensart.“