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Dr. Judith Curry
Klimaforscherin Dr. Judith Curry nimmt den Weltklimarat unter die Lupe

Neues Buch „Klima: Unsicherheit und Risiko – Unsere Reaktion überdenken“, Dr. Judith Curry, 512 Seiten, Verlag Diplomatic Council Publishing, ISBN 978-3-98674-091-7

„Die führenden Politiker der Welt haben eindringlich erklärt, dass der Klimawandel die größte Herausforderung für die Menschheit im 21. Jahrhundert darstellt. Bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels wurden jedoch nur geringe Fortschritte erzielt“, erklärt die Klimawissenschaftlerin Dr. Judy Curry.* In ihrem neuen Werk „Klima: Unsicherheit und Risiko – Unsere Reaktion überdenken“ will sie aufzeigen, wie sich dieser Stillstand überwinden lässt. Sie sagt: „Das Buch soll dazu anregen, das Problem des Klimawandels und die damit verbundenen Risiken neu zu überdenken, so dass wir besser auf die entsprechenden Heraus­forderungen reagieren können. Das Verständnis für die enorme Unsicherheit, die den Klimawandel umgibt, hilft dabei, die Risiken besser einzuschätzen.“ Der Verlag Diplomatic Council schreibt: „Das Buch bietet einen Fahrplan für die Formulierung pragmatischer Lösungen. Daher ist dieses Werk eine unverzichtbare Lektüre für alle, die sich um die Umwelt sorgen, für Fachleute, die sich mit dem Klimawandel befassen, und für die politischen Entscheidungsträger.

Gegenentwurf zum Weltklimarat

Faktisch handelt es sich bei dem Werk, das zur Frankfurter Buchmesse vorgestellt wird, um eine wissenschaftlich begründete und tiefgehende Abrechnung mit dem „Intergovernmental Panel on Climate Change“ (Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen) der Vereinten Nationen, der im Deutschen häufig verkürzt als „Weltklimarat“ bezeichnet wird. „Judith Curry hat mit dem Werk ein Gegenstück zum IPCC vorgelegt, das eine radikale Alternative zum UN-Paradigma des Klimawandels bietet“, schreibt die internationale Presse dazu.

Die Klimaforscherin analysiert in ihrem Buch unter anderem das Zustandekommen eines Tweets von US-Präsident Barack Obama aus dem Jahr 2013, in dem es heißt: „97 Prozent der Wissenschaftler sind sich einig: Der #Klimawandel ist real, menschengemacht und gefährlich.“ Der Tweet verlinkte auf eine einzige Arbeit („Quantifying the Consensus on Anthropogenic Global Warming in the Scientific Literature“) des Kognitionspsychologen John Cook et al., in der die Zusammenfassungen von fast 12.000 Artikeln zum Thema analysiert wurde. Doch diese Arbeit und seine Methodik wurden unter Klimaforschern weithin kritisiert, gibt Judith Curry zu bedenken. Curry ist Klimawissenschaftlerin –sie hatte als Professorin am Georgia In­stitute of Technology 13 Jahre lang den Lehrstuhl mit Geo- und Atmosphärenwissenschaften inne mit den Fachgebieten Klimadynamik, Wetterextreme und Vorhersage/Vorhersagbar­keit –, Cook ist Physiker, Programmierer, Illustrator, Grafikdesigner, Kognitionspsychologe, Assistenzprofessor und Postdoc.

Konsens herbeigeführt, den es in Wahrheit gar nicht gibt

Dem Weltklimarat wirft Judith Curry in ihrem Werk vor, es aus politischer Motivation heraus darauf angelegt zu haben, einen Konsens herbeizuführen, den die wissenschaftlichen Resultate der Klimaforschung objektiv betrachtet gar nicht hergeben. Wörtlich heißt es dazu im Buch:

Unter der Schirmherrschaft des IPCC hat die internationale Klimagemeinschaft in den letzten 30 Jahren daran gearbeitet, einen wissenschaftlichen Konsens über den vom Menschen verursachten Klimawandel zu erzielen. Der IPCC hat das Streben nach einem Konsens in seinen Bewertungs­verfahren festgeschrieben: „Bei der Entscheidungsfindung, dem Ziehen von Schlussfolgerungen und der Annahme von Berichten bemühen sich das IPCC-Plenum und die Arbeitsgruppen nach besten Kräften, einen Konsens zu erzielen.“

Wer den Konsens zum wichtigsten Ziel erklärt, erhält naturgemäß vor allem Forschungsarbeiten, die dieser politischen Vorgabe genügen, lässt sich das Vorgehen zusammenfassen. Curry belegt in ihrem Buch im Detail, wie der Weltklimarat durch die Einengung der Vorgaben den gewünschten Konsens hergestellt und damit den Vereinten Nationen die Macht verschafft hat, auf die Politik einzuwirken, was schließlich zum Pariser Klimaabkommen geführt hat.

Tatsächlich gibt es gar keine Einigkeit in der Klimaforschung über die Ursachen und Wirkungen des Klimawandels, stellt Curry fest. Vielmehr sei das Maß an Ungewissheit und Unsicherheit über den Verlauf des Klimas derart hoch, dass sich mit heutigem Stand überhaupt keine auch nur annähernd verlässlichen Vorhersagen über die Entwicklung des Klimas treffen ließen, schon gar nicht über den Anteil des menschlichen Tuns am Klimawandel. Dazu heißt es im Buch:

„Die grundlegende Ursache für die Uneinigkeit über die Theo­rie des vom Menschen verursachten Klimawandels ist die Bedeutung der natürlichen Klima­schwankungen. Die historischen Daten sind spärlich und unzureichend, insbesondere in den Ozeanen. Es herrscht Uneinigkeit über den Wert verschiedener Beweismittel, besonders über den Wert von globalen Klimamodellsimulationen und Paläoklima-Rekonstruktionen aus geologischen Daten. Uneinigkeit herrscht auch über den geeigneten logischen Rahmen für die Verknüpfung und die Bewertung der Beweise. Und schließlich wird kaum anerkannt, dass einige Klimaprozesse nur unzureichend verstanden werden oder sogar unbekannt sind.“

Unzulänglichkeiten von Computersimulationen

Ausführlich geht das Buch auf die Unzulänglichkeiten von computergestützten Klimamodellen ein, auf denen die vom Weltklimarat forcierte scheinbare „Einigkeit der Wissenschaft“ in erster Linie beruht. Dazu heißt es:

Es bestehen erhebliche Unsicherheiten und Meinungsverschiedenheiten darüber, inwieweit Klimamodell-Simulationen genaue Informationen über die Welt liefern. Den Wissenschaftlern fehlen die Daten, die sie benötigen, um die Leistung eines Modells umfassend zu testen, und die Wissenschaftler sind sich uneinig darüber, welche Maßstäbe für die Bewertung von Klimamodellen verwendet werden sollten. Schlussfolgerungen über die Zuverlässigkeit von Modellen werden dadurch erschwert, dass das Klimasystem nichtlinear und komplex ist und in der Theorie nicht gut verstanden wird.

Äußerst unwahrscheinliche Horrorszenarien herausgepickt

Haargenau beschreibt Curry in ihrem Buch, wie der Weltklimarat trotzdem aus einem breiten Spektrum der unter anderem auf solchen Computersimulationen basierenden Klimaforschungsergebnisse systematisch die „Horrorszenarien“ herausgepickt hat, selbst wenn diese von der Wissenschaft als „äußerst unwahrscheinlich“ eingestuft wurden.

Curry beklagt, dass der vermeintliche und in Wahrheit falsche Konsens dazu führt, dass sich die Staaten auf die Absenkung des Kohlenstoffdioxidgehalts in der Atmosphäre derart fokussieren, dass darüber überlebenswichtige Maßnahmen zum Schutz der Menschheit vor den Folgen des Klimawandels vernachlässigt würden. Notabene: Der Klimawandel ist unbestreitbar, ebenso, dass sich menschliches Handeln auf das Klima auswirkt. Ob der Mensch allerdings im Vergleich zu den natürlichen Klimaveränderungen eine auch nur erwähnenswerte Rolle spielt, ist ebenso wie die Auswirkungen eines erhöhten CO2-Gehalts in der Atmosphäre auf das Klima mit soviel Ungewissheit behaftet, dass sich daraus keine Schlussfolgerungen ziehen lassen, die einer wissenschaftlichen Überprüfung standhalten. Durch seine „Konsensbildung“ – etwa durch die gezielte Finanzierung von Studien, die der IPCC-Meinung folgen – hat es der Weltklimarat geschafft, diese tatsächliche Unsicherheit in vermeintlich sichere Erkenntnisse zu „verwandeln“. Das führt dazu, dass die Politik rund um den Globus mit falschen Maßnahmen versucht den Klimawandel aufzuhalten, obwohl es viel wichtiger wäre, sich vor den Folgen zu schützen.

Ausführlich befasst sich die Autorin damit, wie Extremwetterereignisse besser vorhergesagt werden können und wie sich bestimmen lässt, welche Maßnahmen für den Schutz der Bevölkerung am besten geeignet sind. Ein eigenes Kapitel ist dem Themenkomplex Risikomanagement gewidmet. Judith Curry warnt: „Emissionsgesteuerte Klimamodell-Simulationen erlauben es nicht, alle möglichen Zukunftsszenarien zu erforschen, die mit unserem Hintergrundwissen über die grundlegende Art und Weise, wie sich das Klimasystem tatsächlich verhält, vereinbar sind. Einige dieser unerforschten Möglichkeiten könnten sich als real erweisen.“ Beispielhaft verweist Curry darauf, dass es zwar Szenarien für den Meeresspiegelanstieg im 21. Jahrhundert von zwei Metern oder sogar mehr gibt, diese aber von der Wissenschaft als „wenig plausibel“ eingestuft werden; gut begründet seien hingegen Vorhersagen über einen Anstieg zwischen 0,2 und 0,6 Metern. Ergo ist es angeraten, Maßnahmen zum Schutz gegen den sehr wahrscheinlichen Fall zu ergreifen statt alle Anstrengungen darauf zu verwenden, den ohnehin schon äußerst unwahrscheinlichen Fall auszuschließen.

Wer das Buch liest, kommt an den Fachbegriffen der Klimaforschung wie sozioökonomischen Pfaden (SSP, Shared Socioeconomic Pathways), IAM-Modellsimulationen (Integrated Assessment Modelle), Klimasensitivität (ECS, Equilibrium Climate Sensitivity) oder Coupled Model Intercomparison Project (CMIP, Projekt zur Koordinierung von Klimamodellsimulationen) nicht vorbei. Das Fachvokabular wird im Zusammenhang genau erklärt, so dass man den Ausführungen der Autorin Schritt für Schritt folgen kann.

Der Verlag schreibt: „Das Buch von Judith Curry ist weder eine einfache noch eine bequeme Lektüre. Es zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass es alle Aspekte aus der Klimaforschung mit wissen­schaftlicher Gründlichkeit unter die Lupe nimmt. Es ist keine bloße Meinungsäußerung, sondern eine glasklare Analyse auf Basis einer umfassenden und nachvollziehbaren Faktensammlung. Wer beim Thema Klimawandel ernsthaft mitreden will, kommt nicht umhin, sich mit diesem Buch auseinanderzusetzen.“

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* Dr. Judith A. Curry ist Präsidentin und Mitbegründerin des Climate Forecast Appli­cations Network (CFAN). Sie ist eme­ritierte Professorin am Georgia In­stitute of Technology, wo sie 13 Jahre lang den Lehrstuhl für Geo- und Atmosphärenwissenschaften innehatte. Ihre Fachgebiete sind Klimadynamik, Wetterextreme und Vorhersage/Vorhersagbar­keit.

Dr. Judith Curry gilt als eine führende globale Vordenkerin zum Thema Klimawandel. Sie wird häufig als Sachverständige für Wetter- und Klimafragen vor dem US-Kongress angehört. Sie ist Fellow der American Meteorological Society, der American Association for the Advancement of Science und der American Geophysical Union. Sie ist zudem Preisträgerin des Henry J. Houghton Research Award der Amerikanischen Meteorologischen Gesellschaft. Sie war Mitglied des Unterausschusses für Geowissen­schaften des NASA Advisory Council, des DOE Bio­logical and Environmental Research Advisory Council und des National Academies Climate Research Committee sowie des Space Studies Board. Dr. Judith Curry ist Mitglied des Diplomatic Council, eines globalen Think Tank mit Beraterstatus bei den Vereinten Nationen (UNO), dessen Verlag das neue Werk „Klima: Unsicherheit und Risiko – Unsere Antwort überdenken“ herausgebracht hat.

Auszug aus Buch (Nachdruck erlaubt)

Auszug aus dem Buch „Klima: Unsicherheit und Risiko – Unsere Reaktion überdenken“ (Diplomatic Council Publishing, ISBN 978-3-98674-091-7; Nachdruck mit Quellenangabe gestattet):

Solange wir uns nicht mit einigen unbequemen Wahrheiten und schwierigen Entscheidungen auseinandersetzen, besteht ein erhebliches Risiko, dass die Frage der Emissionsminderung weiterhin von symbolischen Proklamationen des UNFCCC [United Nations Framework Convention on Climage Change] und Strategien dominiert wird, die schlichtweg unwirksam sind. Das Pariser Abkommen hat eine große Kluft zwischen Ehrgeiz und Verpflichtung geschaffen, indem es ehrgeizige Temperaturziele verabschiedet hat, ohne die Mittel zu deren Erreichung zu nennen. Was wir uns wünschen, ist etwas ganz anderes als das, was auf der Grundlage einer rationalen Prüfung von Wirtschaft und Technologie möglich ist.

Die vorgeschlagene Stabilisierung der CO2-Emissionen hat neue energiepolitische Probleme aufgedeckt und geschaffen. Die Energiepolitik wird von einer komplizierten Mischung aus Wirtschaft und wirtschaftlicher Entwicklung, Energiesicherheit und -zuverlässigkeit, Umweltqualität und Gesundheitsfragen sowie der Verfügbarkeit von Ressourcen bestimmt.

Es wird immer deutlicher, dass wir nicht wissen, wie wir die Herausforderung einer raschen Stabilisierung der atmosphärischen CO2-Konzentration auf einem niedrigen Niveau angehen sollen. Die grüne Energiewende hat gerade erst begonnen. Die groß angelegte Sequestrierung [Zwangsverwaltung] von CO2-Emissionen ist eine Idee, die weit von der Realität entfernt ist.9

Selbst wenn die technologischen Probleme überwunden werden können, gibt es Fragen der sozialen, wirtschaftlichen und politischen Durchführbarkeit, die einen solchen schnellen Wandel verhindern. Außerdem bergen Strategien zur Kohlenstoffneutralität bis 2050 ein hohes Risiko der Unwirksamkeit, weil die Strategien von allen Ländern angenommen und umgesetzt werden müssen, um die globalen Emissionsziele zu erreichen.

Die grundlegenden Prämissen, die den Stabilisierungszielen zugrunde liegen, sind sowohl wissenschaftlich als auch politisch schlecht auf das eigentliche Problem des generationen­übergreifenden Umgangs mit dem Klimawandel abgestimmt. Die Konzentration auf undurchführbare politische Vorschläge zur Klimastabilisierung behindert produktivere politische Maßnahmen zum Klimawandel.

Die Emissionsminderungspolitik der UNFCCC hat uns in eine Zwickmühle gebracht, in der diese Politik mit ihren hohen Kosten und Fragen der Durchführbarkeit nicht ausreicht, um die erwartete Erwärmung im 21. Jahrhundert sinnvoll zu bremsen. Es wurden politische Ziele zur Emissionsminderung gesetzt, die mit ziemlicher Sicherheit nicht erreicht werden können, da sie über den Rahmen des Wissbaren, Machbaren und politisch Durchsetzbaren hinausgehen.

Hinweis: Autorin und Verlag lehnen eine „Vereinnahmung“ der Inhalte des Buches durch politische Parteien strikt ab. Dr. Judith Curry hat das Werk nach bestem Wissen und Gewissen entlang den Grundlagen wissenschaftlicher Forschung verfasst, ohne damit politische Ziele zu verfolgen. Ganz im Gegenteil stellt das Buch ein Plädoyer dafür dar, dass die Politik nicht die Wissenschaft in unverant­wort­licher Weise vereinnahmt, sondern die Forschung in ihrer Unabhängigkeit unangetastet lässt.