Thought Leadership
Der legendäre Wissenschaftsjournalist Jean Pütz, Mitglied im Diplomatic Council, skizziert in seinem jüngsten Buch eine globale Methanolwirtschaft: „Energetisch viel besser als Strom und sicherer als reiner Wasserstoff“
Englische Ausgabe anlässlich der COP28 in Dubai: „Prosperity and economic growth without regrets: Climate rescue yes - Deindustrialization no”, Jean Pütz with Andreas Dripke, 124 pages, Diplomatic Council Publishing, ISBN 978-3-98674-104-4.
DC Mitglied Jean Pütz hat zur UN Climate Change Conference COP28 in Dubai die englische Ausgabe seines jüngsten Buches über eine globale Methanolwirtschaft vorgestellt. Sie trägt den Titel „Prosperity and Economic Growth without Regrets: Climate Rescue yes – Deindustrialization no” (ISBN 978-3-98674-104-4) und ist im Verlag der UNO-Denkfabrik Diplomatic Council erschienen.
Anlässlich der Präsentation des englischen Buches zur COP28 weist der Autor darauf hin, dass 2022 der Anteil fossiler Energieträger am weltweiten Primärenergieverbrauch bei über 80 Prozent lag – der höchste Anteil seit 2013. Um das von der Internationalen Energieagentur (IEA) vorgegebene Ziel – die Reduzierung von Treibhausgasen bis 2050 auf Netto-Null – zu erreichen, müsste sich Berechnungen zufolge der Anteil fossiler Energieträger am weltweiten Primärenergieverbrauch bis dahin auf 40 Prozent halbieren. Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), in diesem Jahr das Gastgeberland der UN Climate Change Conference, sind der drittgrößte Exporteur von Erdöl und der siebtgrößte Exporteur von Erdgas. Die VAE haben sich zwar verpflichtet, bis zum Jahr 2050 die Hälfte des eigenen Strombedarfs mit erneuerbaren Energien zu decken. Dennoch werden sie auf absehbarer Zeit ein bedeutender Produzent und Exporteur fossiler Energieträger bleiben.
Grünes Methanol statt fossiler Brennstoff als Weltenergieträger
An diesem Punkt setzt die Kernthese des neuen Buches an, das in deutscher Sprache unter dem Titel „„Wohlstand und Wirtschaftswachstum ohne Reue“ (ISBN 978-3-98674-084-9) vorliegt. Sie lautet: Günes Methanol ist am besten geeignet, fossile Brennstoffe als Weltenergieträger abzulösen. Dazu sollte die Methanolproduktion in sonnenreichen Regionen rund um den Äquator erfolgen. Dort ist die für die Herstellung notwendige Sonnenenergie im Überfluss vorhanden. Da Methanol bei Normaltemperatur flüssig ist, könnte der Transport über die bereits bestehende Infrastruktur erfolgen, die heute für Erdöl genutzt wird: Pipelines, Tankschiffe und Tankwagen bis hin zur Bereitstellung an der Tankstelle in Form von E‑Fuels. Wie der Herstellungsprozess und die weltweite Verteilung funktionieren könnten, wird in dem zur COP28 international vorgestellten Buch detailliert beschrieben.
Wüsten und brachliegende Flächen, auf denen Solarzellen und Methanolanlagen im großen Stil errichtet werden könnten, gibt es auf der Erde mehr als genug, hat Jean Pütz recherchiert. Die Anlagen könnten weitgehend autark arbeiten, weil der Strom durch Photovoltaik vor Ort erzeugt wird und der für die Methanolproduktion notwendige Wasserstoff überall auf der Welt aus der Luft gewonnen werden kann. Der Clou: Dabei wird der Luft Kohlendioxid (CO2) entzogen, so dass die globale Methanolwirtschaft klimaneutral arbeiten würde.
Transformation der Weltwirtschaft zu regenerativer Energie
So zeigt der weltweit renommierte Wissenschaftsjournalist Jean Pütz in seinem neuen Buch einen Weg auf, wie die Weltwirtschaft auf erneuerbare Energien umgestellt werden kann. Sein Credo: Der Umstieg auf regenerative Energieträger wird weltweit nur gelingen, wenn sie kostengünstiger sind als fossile Brennstoffe. Genau das ist bei grünem Methanol der Fall, rechnet er in seinem Buch vor.
Hierbei weist Jean Pütz auf einen wesentlichen Vorteil der von ihm skizzierten Methanolwirtschaft hin: produzierende Unternehmen können von fossiler auf erneuerbare Energie umsteigen, ohne dass dadurch höhere Kosten entstünden. Damit versteht er seinen Vorschlag auch als Maßnahme gegen die drohende Deindustrialisierung durch Abwanderung energieintensiver Industrien. Das Buch trägt daher den Untertitel "Klimarettung ja - Deindustrialisierung nein!“.
Absage für eine Wasserstoffstrategi
Einer Wasserstoffstrategie erteilt Jean Pütz in seinem Werk eine klare Absage. Wasserstoff, auch „Knallgas“ genannt, sei viel zu gefährlich; die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen für den Transport würden ihn so verteuern, dass er gegenüber fossilen Brennstoffen wirtschaftlich nicht konkurrenzfähig sei, rechnet Jean Pütz in seinem neuen Buch vor.
Auch andere in Wissenschaft und Energiepolitik diskutierte Energieträger wie Ammoniak nimmt der Wissenschaftsjournalist in seinem Buch unter die Lupe, verwirft sie aber, weil er Methanol für überlegen hält.
E-Fuels besser als E-Autos
Ein eigenes Kapitel widmet Jean Pütz den synthetischen Kraftstoffen (E-Fuels), die im Grunde nichts anderes sind als grünes Methanol. Statt die eine Milliarde Autos, die mit Verbrennungsmotoren rund um den Globus unterwegs sind, durch batteriebetriebene Elektroautos zu ersetzen, sei es klima-, umwelt- und sozialverträglicher, die bestehende Fahrzeugflotte mit E-Fuels zu betanken. Das Konzept der E-Autos, Strom in schweren Batterien zu speichern und diese ständig mitzuführen, hält Jean Pütz für grundfalsch. Die Energiespeicherung in Batterien sei aus physikalischen Gründen besonders ineffizient: So ist die Energiedichte von grünem Methanol etwa acht- bis zehnmal höher als bei der Stromspeicherung in Batterien.
TV-Legende Jean Pütz beschreibt in seinem Buch präzise das Prinzip eines sogenannten Hyperhybrid-Fahrzeugs, das zwar wie ein E-Auto von einem Elektromotor angetrieben wird, seine Energie aber nicht aus schweren Batterien, sondern aus einem extrem kompakten Verbrennungsmotor bezieht. Wird dieser mit E-Fuels betankt, fährt das Auto CO2-neutral. Das auf der COP28 vorgestellte und im Buch beschriebene Konzept verbindet die Vorteile von Elektro- und Verbrennungsmotor: schnelle Beschleunigung, leises Surren und rasches Tanken statt zeitraubendem Aufladen.
Jean Pütz erzählt in seinem neuen Buch, wie er dieses Konzept schon vor Jahren der Automobilindustrie vorgeschlagen hat. Kein Autohersteller hat es bisher aufgegriffen. Jean Pütz: „Angesichts dieser bereits weit fortgeschrittenen Entwicklung ist es erstaunlich, dass mit Blick auf das Jahr 2024 das reine Elektroauto à la Tesla in der Automobilbranche geradezu als der einzige Weg zur Klimarettung gepriesen wird. Das spricht weder für die Weitsicht der Politik noch für die einst so kreative Innovationskraft der Automobilindustrie.“
Weitere Informationen: www.diplomatic-council.org/jeanpuetz