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Thorsten Rixmann
Modern Forest ist besser für’s Klima als der Wald

von DC Mitglied Thorsten Rixmann* 

Würde man zwei Prozent der Wüsten mit synthetischen Wäldern versehen, könnte der CO2-Gehalt der Atmosphäre in 100 Jahren auf das Niveau von 1950 reduziert werden

Ein Modern Forest funktioniert bei der Reduzierung des CO2-Gehalts in der Luft bis zu 30.mal effektiver als der normale Wald. Hinter dem Konzept des „synthetischen Waldes“ steht ein ausgeklügeltes Verfahren, um der Atmosphäre Kohlendioxid (CO2) zu entziehen und dabei gleichzeitig den nachhaltigen Energieträger Methanol herzustellen sowie elementaren Kohlenstoff zu gewinnen, der gelagert oder weiterverarbeitet werden kann.

Wie ein natürlicher Wald entzieht der Modern Forest der Atmosphäre CO2 und erzeugt Sauerstoff. Im Unterschied zur Photosynthese von Bäumen generiert der synthetische Wald jedoch keinen Zucker als Nahrungsmittel für die Pflanzen, sondern flüssiges Methanol , das als universeller Kraftstoff in der Industrie, zur Wärme­erzeugung und im Verkehr nutzbar ist. Die CO2-Gewinnung erfolgt mit Hilfe eines  patentierten Direct-Air-Capture-Verfahrens (DAC). Mit 1,38 Kilogramm CO2, das aus der Luft geholt wird, lassen sich 1 Kilogramm Methanol erzeugen.

Der Clou: Der synthetische Wald arbeitet genau in den Regionen der Welt am besten, in denen eine Aufforstung mit Bäumen chancenlos ist – auf Ödland und in Wüsten. Damit die Produktion von Methanol und Kohlenstoff nachhaltig funktioniert, wird nämlich Sonnen­energie im Überfluss benötigt. Während ein echter Wald am besten in gemäßigten Klima­zonen wächst, kann der Modern Forest nur im Sonnengürtel der Erde gedeihen. Beiden „Wald­formen“ ist gemeinsam, dass sie der Atmosphäre große Mengen an Kohlendioxid entziehen und damit der Erderwärmung und dem Klimawandel entgegenwirken.

Gigaplant: CO2-Staubsauger, der Methanol und Kohlenstoff produziert

 Grundlage bilden sogenannte Gigaplants entworfen, die gleichzeitig Methanol herstellen, elementaren Kohlenstoff erzeugen und als „CO2-Staubsauger“ fungieren. Eine einzige Gigaplant kann knapp vier Millionen Tonnen Methanol im Jahr produzieren, fast 230.000 Tonnen Kohlenstoff generieren und die Atmosphäre von über 6,2 Millionen Tonnen CO2 befreien. Die benötigte Grundfläche beläuft sich auf rund 280 Quadrat­kilometer.

Zum Vergleich: Ein gleichgroßer natürlicher Wald entzieht der Luft weniger als eine halbe Million Tonnen CO2 im Jahr. Der Modern Forest soll natürlich keine Wälder ersetzen, sondern ansonsten nicht brauch­bare Brachflächen und Wüstenregionen doppelt nutzbar machen: für die globale Energie­versorgung zu unschlagbar niedrigen Kosten und für das Klima mit einem deutlich besseren Wirkungsgrad als jede Anpflanzung. Eine Schlüsselkomponente des Modern Forest stellt ein spezielles und mit mehreren Patenten geschütztes Direct-Air-Capture-Verfahren (DAC) dar.

Due Diligence bestätigt Machbarkeit

Das Ingenieur- und Beratungsunternehmen ILF Con­sulting Engineers, die Patent- und Rechtsanwaltskanzlei ETL-IP und die Wirtschafts­prüfungs­gesellschaft BDO haben erst kürzlich im Rahmen einer umfassende Due Diligence die technische und wirtschaftliche Machbarkeit der Gigaplants und des Modern Forest bestätigt.

Würde man demnach rund zwei Prozent der weltweiten Wüstenfläche, die mit 36 Millionen Quadrat­kilometern veranschlagt wird, mit synthetischen Wäldern versehen – das entspricht 2.700 Gigaplants –, könnte der weltweite Energiebedarf vollständig mit synthetischem Kraftstoff abgedeckt und fossile Brennstoffe zur Gänze durch grünes Methanol ersetzt werden. Zudem ließe sich durch den Betrieb dieser Anlagen der CO2-Gehalt in der Atmosphäre wieder auf den des Jahres 1950 reduzieren. Damals betrug der CO2-Anteil in der Luft etwa 290 ppm (Parts per Million), 2023 wurden 420 ppm gemessen. Den Peak erwarten viele Wissenschaftler um das Jahr 2050 herum bei etwa 450 ppm. Ab diesem Zenit könnte der CO2-Anteil über 100 Jahre hinweg durch das „Absaugen“ von Kohlendioxid aus der Atmo­sphäre mit Hilfe von Modern Forests allmählich wieder zurückgeführt werden.

* Thorsten Rixmann ist Chief Marketing Officer des DC Firmenmitglieds Obrist Group. Diese von dem Erfinder und Unternehmer Frank Obrist gegründete Industriegruppe ist auf Innovationen für globale, nachhaltige und CO2-senkende Energiekonzepte fokussiert. Das Spektrum reicht von der weltweiten Versorgung mit erneuerbaren Energien über atmospheric Fuels (aFuels) bis hin zu innovativen CO2-negativen (also klima-positiven!) Antriebskonzepten für die Automobilindustrie.