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Gigaplant
Grünes Methanol für die „Neue Agenda“ der EU

von DC Mitglied Thorsten Rixmann, Chief Marketing Officer der Obrist Group

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hat angekündigt, den Green Deal durch eine neue Agenda abzulösen. Damit will sie Bürokratie abbauen, die Wirtschaft ankurbeln und die EU trotzdem klimaneutral machen. Grünes Methanol als universeller, klimaneutraler und kostengünstiger Energie­träger gehört unbedingt auf diese Agenda.

Die Umorientierung der EU-Kommission vom Green Deal zur neuen Agenda ist genau der richtige Zeitpunkt, das Gigaplant-Konzept unter europäischer Flagge im großen Stil aus­zurollen. Bei den Gigaplants handelt es sich um eine Art riesiger Solarparks, die jedoch keinen Strom liefern, sondern grünes Methanol. Der Clou: Bei der Produktion wird der Atmosphäre mehr klima-schädliches Kohlendioxid (CO2) entzogen als bei der späteren Nutzung abgegeben wird. Dadurch arbeiten die Gigaplants CO2-negativ und somit klima-positiv.

Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit

Neben dem Klimaschutz zeichnet sich das Gigaplant-Konzept vor allem durch seine Wirtschaftlichkeit aus, einem auf der neuen Agenda Europas besonders wichtigen Aspekt. Die Gigaplants liefern flüssiges Methanol für unter sechs Cent pro Kilowattstunde, also weit kostengünstiger als jeder andere bekannte Energieträger. Hinzu kommt: Methanol ist im Unterschied zu anderen nachhaltigen Verfahren zur Energiegewinnung wie Photovoltaik oder Windkraft grundlastfähig, steht also unabhängig von Wetterbedingungen zur Verfügung.

Die hohe Wirtschaftlichkeit ergibt sich durch den Betrieb der Gigaplants im Sonnengürtel der Erde, wo Solarstrom aufgrund der Sonnenintensität zu Kosten von nur 0,88 Cent oder sogar noch weniger pro Kilowattstunde verfügbar ist. Diese sog. Stromgestehungs­kosten für die Umwandlung von einer anderen Energieform in elektrischen Strom liegen bei herkömmlichen Solarparks zwischen drei und über fünf Cent, bei Windkraftanlagen zwischen knapp vier (Onshore) und etwa zwölf Cent (Offshore), bei Biomasse zwischen sieben und 17 Cent, bei Erdgas zwischen knapp acht und 13 Cent, bei Stein- und Braunkohle zwischen zehn und 20 Cent und bei Kernkraftwerken zwischen 3,5 und acht Cent pro Kilowattstunde. Der Gigaplant-Strom ist also rund zwei Drittel preisgünstiger als das billigste alternative Verfahren.

Da Elektrizität jedoch schwer im großen Stil zu speichern und noch schwerer über weite Strecken zu transportieren ist, wird diese in der Gigaplant „nur“ zur Elektrolyse genutzt, um aus Wasser im ersten Schritt Wasserstoff und aus diesem im zweiten Schritt Methanol zu erzeugen. Das hierfür benötigte Wasser muss der Anlage nicht zugeführt werden, weil es aus der Luft entnommen wird. Dabei genügt schon eine Luftfeuchtigkeit von zehn Prozent; das bedeutet, dass sich die Gigaplants selbst in Wüsten oder auf sonstigem Ödland errichten lassen, das ohnehin nicht anderweitig genutzt werden könnte. Dadurch bleiben die Kosten niedrig und es gibt keine Konflikte mit Besiedlungsprojekten oder der Landwirtschaft

Bestehende Transportweg unverändert nutzbar

Wichtig für die Wirtschaftlichkeit und die Versorgungssicherheit: Methanol ist bei Normal­temperatur flüssig und lässt sich daher über alle Transportwege, die heute bereits für fossile Brennstoffe vorhanden sind, transportieren. Pipelines, Tankschiffe, Tanklaster und so weiter können flüssiges Methanol ohne Umrüstung weltweit verteilen. Das ist ein entscheidender Vorteil insbesondere gegenüber der in der Politik lange Zeit favorisierten Wasserstoffwirtschaft. Der Transport von reinem Wasserstoff ist nur unter hohem Druck bzw. bei tiefster Kühlung möglich, was ihn gefährlich und teuer macht.

Europa hat jetzt die Chance, sich als Motor einer weltweiten Methanol­wirtschaft an die Spitze bei regenerativer, grundlastfähiger und bezahlbarer Energie zu stellen. Es ist angesichts der energiepolitischen und wirtschaftlichen Verwerfungen in den letzten Jahren deutlich geworden, dass eine zuverlässige Energieversorgung zu international wett­bewerbs­­fähigen Kosten unerlässlich ist, um die Industrialisierung als Grundlage für unseren Wohlstand zu erhalten. Grünes Methanol bietet hierfür die ideale Basis, ohne dabei den Klimaschutz aus dem Auge zu verlieren.