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Dirk Naumann
Negativzinsen verändern die (Finanz-)Welt

Von Dirk Naumann, Diplomatic Council Finance Director 

Die Europäische Zentralbank hat den Zinssatz erneut gesenkt, auf minus 0,5 von zuvor minus 0,4 Prozent. Diesen Satz müssen Finanzinstitute zahlen, wenn sie bei der Zentralbank Geld parken. Dieser Strafzinssatz wird Sparkassen und Banken Schätzungen zufolge rund 8 Milliarden Euro kosten. Es ist wohl abzusehen, dass diese sich das Geld von den Sparern zurückholen werden.

Stark unterschätzter Zinseszinseffekt

Schon der heutige Nullzins kommt einer schleichenden Enteignung von Sparguthaben gleich. Das Ausmaß ist vielen Sparern gar nicht klar, weil sie den Zinseszinseffekt völlig unterschätzen. Ein einfaches Rechenbeispiel: Der Unterschied zwischen 1 Prozent und 3 Prozent Zinsen mag nicht so groß klingen, aber: legt man beispielsweise 50.000 Euro für zehn Jahre zu 1 Prozent an, ergibt sich am Ende eine Summe von nominal gut 55.000 Euro, bei 3 Prozent sind es deutlich über 67.000 Euro. Die „nur“ zwei Prozentpunkte machen also einen Unterschied von immerhin 12.000 Euro, mithin 24 Prozent des Anfangskapitals, aus. Die Versicherungsbranche rechnet vor, was einem Sparer entgeht, der jährlich 1.200 Euro über 30 Jahre hinweg für die Altersvorsorge zurückgelegt. Bei einem Zinssatz von 4 Prozent käme er demnach am Ende der Anlagezeit auf 67.000 Euro, bei den derzeitigen Zinsen von 0 Prozent auf lediglich 36.000 Euro.

Auf Sachwerte fokussierenDaher ein klarer Ratschlag: Man sollte nur wenig Geld bei den Banken stehen lassen und sich verstärkt auf Sachwertanlagen fokussieren, und zwar am besten außerhalb der Euro-Zone. Ein gutes Beispiel hierfür stellt die Schweiz dar; in unserem Nachbarland lassen sich vortrefflich Edelmetalle lagern. Allerdings ist beim Kauf von Gold und Silber je nach Situation etwas Eile geboten: Nur noch bis Jahresende wird es möglich sein, Gold und und Silber bis zu 10.000 Euro anonym zu erwerben (das sogenannte Tafelgeschäft). Ab dem nächsten Jahr wird die Grenze auf 2.000 Euro gesenkt. Der anonyme Kauf von Edelmetallen ist beliebt, weil insbesondere Gold von vielen Menschen als „Notfallreserve“, die der Kontrolle des Staates entzogen bleiben soll, betrachtet wird. Daher rührt auch der Hang, Gold in kleinen Einheiten, die handlicher bei eventuellen Tauschgeschäften sind, einzukaufen. Aber Achtung: Je weniger Gramm pro Einheit, umso höher ist der Kaufpreis pro Gramm. Bei Gold kann das bis zu satten 20 Prozent ausmachen. Eine gute Wahl mag die Schweizer CombiBar mit 50 x 1 Gramm sein, bei der man wie bei einer Ritter Sport die 1 Gramm Täfelchen herausbrechen kann.

Während Edelmetalle vor allem für Krisenzeiten zurückgelegt werden, stellt sich darüber hinaus für viele Anleger die Frage nach Rendite. Die klare Antwort: Es gibt nach wie vor renditenstarke Anleihen, allerdings überwiegend außerhalb der üblichen Bankberatung. Es gibt in Europa immer wieder attraktive Anlagemöglichkeiten, aber auch Nordamerika und Asien sind gute Standorte für solide Investitionen.

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