Thought Leadership
Von Dirk Müller: Der mehrfache Spiegel-Bestsellerautor Dirk Müller ist neben seiner Position als Chairman des Diplomatic Council Global Fair Finance Forum auch Politikberater und als erfolgreicher Internet- und Medienunternehmer Gründer der Firma Finanzethos GmbH, die sich unter dem Label „Cashkurs“ seit Jahren für ein faires Miteinander nicht nur in Finanz- und Wirtschaftsfragen einsetzt.Er gilt als „Dolmetscher zwischen den Finanzmärkten und den Menschen außerhalb der Börse“. Sein Weg an das Frankfurter Parkett begann bereits 1992, heute zählt er zu den bekanntesten Gesichtern der deutschen Börsenwelt. Von vielen Medien wird er daher auch gerne „Mr. DAX“ genannt.
Fairness gehört zu den zentralen normativen Idealen in der globalen Gesellschaft und beinhaltet Aspekte wie Respekt, Gegenseitigkeit, Teilhabe, Verlässlichkeit und Gerechtigkeit. Ein gutes und gelingendes Miteinander ist darauf angewiesen, dass sich Akteure fair und damit anständig verhalten. Ohne Fairness ist eine gute Gesellschaft langfristig nicht möglich. Ebenso wie im gesellschaftlichen Leben ist Fairness auch im Finanzsektor von fundamentaler Relevanz. Fairness ist dabei nicht nur ein Katalysator für die Produktivität des Finanzsektors, sondern ebenso eine notwendige Bedingung für seine Funktionsfähigkeit und darüber hinaus, für seine gesellschaftliche Legitimität. Ohne Fairness kann der Finanzsektor in der modernen Gesellschaft nicht sein vollständiges Potenzial entfalten und langfristig auch nicht bestehen.
Aufgrund von unfairen Verhalten von einzelnen Finanzakteuren sowie der immensen Lasten, welche die Finanzkrise den Menschen aufgebürdet hat, ist der Finanzsektor auf Bewährung. Durch die massiven Investitionen in die Stabilität des Systems, ist ihm von Seiten der Gesellschaft ein enormer Vertrauensvorschuss gewährt worden. Somit muss Fairness heute für jeden Akteur im Finanzmarkt selbstverständlich sein. Ein Missbrauch dieses Vertrauensvorschuss wird zur Folge haben, dass die heute existierenden Freiheiten sukzessive eingeschränkt werden, was derzeit in Form neuer, strengeren Regulierungen für Finanzmärkte bereits beobachtet werden kann. Da eine Einschränkung der Freiheit stets mit Kosten verbunden ist sowohl für die Akteure, denen weniger Möglichkeiten zur Verfolgung der eigenen Interessen geboten werden, als auch für die Gesellschaft, die die Kosten der Kontrolle trägt, ist es im wohlverstandenen Interesse von allen Akteuren im Finanzsektor, faires Verhalten sowohl individuell als auch kollektiv sicherzustellen.
Fairness im Finanzsektor setzt eine Diskussion über die Rolle von Finanzmärkten und ihren Akteuren in der Gesellschaft voraus. In den letzten Jahren hat sich die Finanzwelt zu weit von der Realwirtschaft abgekoppelt und ein zunehmendes Eigenleben entwickelt. Im Rahmen eines Verständnisses für Fair Finance ist daher präsent zu halten, dass die Finanzwelt nicht ohne die Realwirtschaft leben kann und selbiger untergeordnet ist. Die immateriellen Werte der Finanzwelt sind wertlos, wenn die zugrundeliegenden realen Vermögenswerte keinen Wert haben – sei es eine Aktie, die ihren Wert etwa aus dem Wert von Produktionsgütern und Humankapital der entsprechenden Firma zieht oder eine Währung, deren Wert sich u.a. aus den Konsum- und Investitionsmöglichkeiten eines Landes speist. Vor diesem Hintergrund liegt es im aufgeklärten Interesse von Finanzmarktakteuren, sicherzustellen, dass Finanzmärkte die Realwirtschaft stärken.