Thought Leadership
"Gratulation zu diesem Buch. Hoffentlich wird es ein Bestseller wie „Blackout“ von Marc Elsberg, der in der gesamten Energiewirtschaft zur Pflichtlektüre gehört. Es war längst überfällig, Mythen und Märchen im Zusammenhang mit Wasserstoff und Elektromobilität zu entlarven.
Die Frage stellt sich, warum sich niemand vorher solche Gedanken gemacht hat. Vielleicht geht es uns einfach noch viel zu gut, und der allgegenwärtige Wohlstand führt zu trägem Denken und Handeln. Im Orient heißt es: „Schwere Zeiten machen starke, gute Zeiten machen schwache Männer.“
Die noch viel drängendere Frage ist die, ob das Regierungsschiff zu einer Richtungskorrektur fähig wäre.
In China konnte nur ein öffentliches Amt bekleiden, wer die Mandarin Prüfung bestanden hatte. Mandarine waren Gelehrte, Richter und Beamte, die ihren Dienst in allen Bereichen der chinesischen Verwaltung versahen. Ihr Amt und die damit verbundenen Titel und Ränge wurden ihnen nach einer jahrelangen, elitären Ausbildung verliehen. Dabei waren sie einem rigorosen Auswahl- und Prüfungssystem unterworfen, das garantieren sollte, dass die Verwaltung des Landes nur durch die gelehrtesten und fähigsten Köpfe wahrgenommen wurde. Die Amtsausübung und -befähigung eines jeden Mandarins wurde regelmäßig streng kontrolliert. Im untersten Rang waren sie als Lehrer an Schulen tätig, in den höchsten Rängen waren sie einflussreiche wie vielrespektierte Verwalter, Berater und Gelehrte, aber auch Herolde und Diplomaten im Namen und Auftrag des Kaisers.
Politiker hierzulande brauchen keinen Qualifikationsnachweis. Minister sind meistens Quereinsteiger ohne Erfahrung im Ressort. Sie sind angewiesen auf die Expertise im Stab und Beratung von außen, sowohl von unabhängiger Stelle als auch von Interessensvertretern der Wirtschaft. Genau hier liegt der Hund begraben.
Alle Regierungssitze sind Paradiese für Lobbyisten. In Europas Hauptstadt Brüssel werden die Regeln für den größten Binnenmarkt der Welt bestimmt - kein Wunder, dass Interessengruppen versuchen, die Regeln mitzugestalten. Etwa 12.000 Lobbyisten sind in Brüssel registriert. Von den großen Verbänden wie der Chemie- und Autoindustrie bis zu Umweltgruppen, Nichtregierungsorganisationen und Denkfabriken sind alle vertreten. Keine Branche steckt so viel Geld in die Lobbyarbeit wie die großen US-amerikanischen Internet-Konzerne. An der Spitze liegt Meta, Betreiber der sozialen Netzwerke Facebook und Instagram, mit Lobby-Investitionen von zuletzt acht Millionen Euro pro Jahr. Gleich dahinter folgt der Chemiekonzern Bayer. Das Leverkusener Unternehmen ließ sich die Lobbyarbeit in Brüssel allein im Jahr 2022 sieben Millionen Euro kosten. Die Erfolge der Lobbyisten lassen sich von außen nur schwer beurteilen und noch schwerer nachweisen. Die Grenzen sind fließend - zwischen fragwürdiger Einflussnahme einerseits und andererseits fachlicher Beratung, die Kommissare und Abgeordnete für ihre Entscheidungen benötigen. Ein Beispiel: Ende 2023 genehmigte die EU-Kommission die Zulassung des Pflanzengifts Glyphosat für weitere zehn Jahre. Das kam für viele überraschend. Glyphosat ist ein Produkt von Bayer.
In der öffentlichen Meinungsbildung spielen Sachargumente immer weniger eine Rolle. Ängste um Emotionen werden geschürt, um politische und wirtschaftliche Ziele zu erreichen. In den U.S.A. erleben wir derzeit eine moderne Variante von Goethes Faust 2, wo Elon Musk Donald Trump unterstützt, um politisch an Einfluss zu gewinnen (wer ist hier Mephisto...?). Das ist die dreiste Steigerung von Lobbyismus , die Akteure lassen jede Maske fallen. Ein Volk ohne Recht auf eine qualifizierte Schulbildung durch öffentliche Einrichtungen ist mit eklatanten Defiziten an Lernen und Wissen den gerissenen Akteuren hilflos ausgeliefert. Hierzulande steuern wir zeitversetzt auf ähnliche Verhältnisse zu. Die Menschen beziehen ihre Meinung immer weniger aus seriösen Quellen sondern vertrauen auf (a)soziale Netzwerke, um sich bestätigt zu fühlen.
Wir leben in einer Welt des ANY FIVE – Any Information in Any form for Anyone at Any place at Any time.
Die traditionellen Kräfte haben Dynamik und Einfluss dieser Entwicklung verschlafen, während Millionen Influencer sich mit Millionen „Followern“ eine goldene Nase verdienen und demokratiefeindliche und rassistische Parolen im Netz grassieren – zu einem nicht unerheblichen Teil aus Russland und China.
Doch hier liegt zugleich die Chance, zukunftsweisende Ideen in die Welt zu tragen, indem alle, die das Buch gelesen haben, die Menschen im näheren und weiteren Umfeld informieren und auch Möglichkeiten nutzen, Politiker zu sensibilisieren und Medienkontakte zu suchen."