Thought Leadership
Eine Pandemie, die sich über mehr als die Hälfte der Menschheit ausbreitet - das ist ein unwahrscheinliches Szenario, das höchstens für ein Hollywood-Drama zu taugen scheint. Und doch gibt es ernstzunehmende Wissenschaftler, die angesichts des Coronavirus vor eben dieser Gefahr eindringendlich warnen. Es ist ein „Schwarzer Schwan“, ein Ereignis, das so unwahrscheinlich ist, das man es „eigentlich“ ausschließt. Doch wenn man die Welt genauer betrachtet, gab es in den letzten Jahren eine Reihe von Ereignissen, die einem schwarzen oder zumindest einem grauen Schwan nahekommen. Der 9/11-Terror war zuvor undenkbar gewesen, auch den Ausstieg Großbritanniens aus der EU schien lange Jahre hinweg ausgeschlossen. Was heißt das für die Zukunft? Es lohnt sich, Szenarien in Betracht zu ziehen, die so unwahrscheinlich sind, das man sie für unmöglich hält.
Genau das will der Begriff „Schwarzer Schwan“ aussagen. Über Jahrhunderte hinweg war in Europa klar, dass ein Schwan „natürlich“ weiß ist, der „schwarze Schwan“ war der Inbegriff des Unmöglichen, sozusagen als Antipode des „weißen Schimmels“, Inbegriff des Pleonasmus. Es war ein Irrtum. Denn es gibt ihn sehr wohl, den schwarzen Schwan, auch Trauerschwan genannt - nur ist sein natürliches Verbreitungsgebiet in Australien und Neuseeland - damals zu weit weg, um wahrgenommen zu werden, heute, im Zeitalter der Globalisierung, praktisch um die Ecke - und zwischenzeitlich sogar in einigen Gegenden Europas.
So kann das Undenkbare, das scheinbar Unmögliche, zur Realität werden. Die aktuellen Ereignisse ebenso wie die der letzten Jahre haben gezeigt, dass es für Politik wie Gesellschaft, für die Gemeinschaft wie für jeden einzelnen sehr wohl sinnvoll ist, gelegentlich das Undenkbare zu denken und sich die Frage zu stellen, wie wir als Gemeinschaft und wie man selbst auf den Fall, der „eigentlich“ niemals eintreten kann, vorbereitet ist.
In diesem Sinne versteht sich das Diplomatic Council auch als Think Tank von und für Menschen, die es wagen, das Undenkbare zu denken. Viele der DC Veranstaltungen dienen eben diesem Gedankenaustausch, der gegenseitigen Anregung, dem intellektuellen Diskurs und der Diskussion von Herausforderungen - und Lösungen - die es „eigentlich“ gar nicht gibt. Dabei gilt: Nur wer teilnimmt, ist dabei-:)!