Thought Leadership

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Jean Pütz
Jean Pütz: Wohlstand ohne Reue

Vorwort von DC Mitglied Jean Pütz zu seinem neuen Buch „Wohlstand ohne Reue“, das in diesem Herbst im Verlag der UNO-Denkfabrik Diplomatic Council erscheinen wird.

Am Anfang meiner Karriere als Wissenschaftsjournalist 1970, also vor mehr als 50 Jahren, habe ich eine Sendung in 13 Folgen mit dem Titel „Energie, die treibende Kraft“ ausgestrahlt. Sie war der Auftakt zur Redaktionsgründung „Naturwissenschaft und Technik“ im aufkommenden dritten Programm des WDR. Der große Erfolg hat mich ermuntert, weil die Fernsehzuschauer offenbar nicht nur Unterhaltung und Nachrichten wünschen, sondern auch Erklärungen über naturwissenschaftliche und technische Errungenschaften, die unser Leben erheblich erleichtern. Wenn wir Demokratie ernst nehmen, hat jeder Bürger das Recht, über solche Themen informiert zu werden, die zweifelsohne unseren Alltag bestimmen oder bei denen diese Entwicklung vorauszusehen ist. Dazu gehörten seinerzeit zum Beispiel die expandierende Elek­tronik auf Basis der Halbleitertechnik, und vor allen Dingen die Digitaltechnik, die heute überdimensional unser Leben bestimmt.

Wissenschaft und Technik zum Begreifen

Zum Lachen und Staunen habe ich auch die Hobbythek entwickelt, die für mich ein „Trojanisches Steckenpferd“ war, um den Menschen den Vorteil von Wissenschaft und Technik zum Begreifen und Anfassen nahezubringen. Heute erscheinen viele Errungenschaften so selbstverständlich, kaum jemand denkt mehr darüber nach.

Es folgten Sendereihen wie „Wissenschaftsshow“, „Bilder aus der Wissenschaft“, „Globus“ und das Umweltmagazin „Dschungel – Leben und Leben lassen‘. Besonderen Wert legte ich auf Glaub­würdigkeit und Seriosität bei den Recherchen; der heute oftmals ausufernde Populismus lag und liegt mir fern.

Zusammenhänge erkennen, Widersprüche aufdecken

Äußerst wichtig war für mich die politische Neutralität, also auf keinen Fall auf eventuelle Wünsche von Regierung und Parteien einzugehen, sondern selbstständig die Themen zu bestimmen, egal, ob es irgendjemanden passte oder nicht. Nie hat sich der WDR in diese Bemühungen eingemischt. Pure Pressefreiheit war die Devise. Ich konnte meine zuvor erworbenen Kenntnisse als Handwerker, Ingenieur der Elektro- und Nachrichtentechnik sowie die später durch das Studium an der Universität zu Köln als Oberstudienrat für Physik und Mathematik erlangten didaktischen Fähigkeiten anwenden: Wie sage ich es meinen Zuschauern? Parallel zu diesem Lehramtsstudium bei den berühmten Professoren René König und Erwin K. Scheuch in der volkswirtschaftlichen Fakultät erwarb ich die für jeden Journalisten wichtigen Kenntnisse über das Verhalten von Menschen in der Gesellschaft.

Im Mittelpunkt stand bei mir stets, die Zusammenhänge von Technik, Wissenschaft und Politik zu erkennen, Widersprüche aufzudecken und immer plausibel und kritisch zu begleiten. Was meistens von Politikern und besonders von Regierungen und Parteien übersehen wird: Die Naturwissenschaft hat besondere Grenzen, und die werden durch die Naturgesetze geprägt. Die Kunst besteht darin, diese unabänderlichen Tatsachen so zu nutzen, so dass sie zu logischen Entscheidungen führen, die die politischen Absichten unterstützen, allerdings strikt auf Nebenwirkungen und Risiken zu achten, bevor verbindliche Gesetze entstehen.

Nachhaltigkeit schon vor dem Club of Rome

Dass bei allem, was ich vermittelte, die Nachhaltigkeit im Vordergrund stand, habe ich schon in meiner ersten Sendereihe gezeigt, in der ich dieses damals noch unbekannte Wort geprägt habe, vor dem Club of Rome und vor der Gründung der Partei „Die Grünen“. Mein Wahlspruch: Du darfst die Ressourcen der Erde nur so nutzen, dass unsere Kinder und Kindeskinder die gleichen Chancen und Risiken haben – mit Schwerpunkt auf Chancen. Das heißt, es bleibt ihnen ein ganz großer Gestaltungsraum, wobei die Alten nicht immer recht haben. Daher begrüße ich „Fridays of Future“, aber mit der wie ich meine berechtigten Forderung, auch der Gegenwart Chancen einzuräumen. Denn es genügt nicht, Forderungen in den Raum zu stellen. Es reicht nicht, CO2 als „Übeltäter“ zu erkennen und ihn dann aus der Technik zu verbannen, ohne die Konsequenzen für die Wirtschaft – und damit für die Gesellschaft – zu berücksichtigen.

Dieses dogmatisch auf einem einzigen Narrativ basierende Denken, welches sich Parteien häufig zu eigen machen, kann in eine Sackgasse führen. Wichtig ist vielmehr eine Technologieoffenheit nach dem Motto: Alles nutzen, was dem Ziel der Senkung der Welttemperatur dient, den Wohlstand der Bürger erhält und Revolutionen verhindert, denn die frisst immer ihre Kinder und erzeugt soziale Verwerfungen, die auch die Demokratie nicht mehr beherrschen kann.

In diesem Sinne werde ich mich weiterhin in die Widersprüche des Mainstreams bei der Technikwertung, ebenso der Wissenschaft, der Volkswirtschaft und in diesem Zusammenhang zwangsläufig auch der Politik einmischen. Das ist der Grund, weshalb ich mich nicht nur mit oberflächlichen kurzen Beiträgen, engagiere, sondern mit ganzen Büchern wie dem vorliegenden Werk, das ich gemeinsam mit dem Wissenschafts- und Wirtschaftsautor Andreas Dripke verfasst habe.

Kein Hass im Herzen

Wenn ich auf den nachfolgenden Seiten in der einen oder anderen Frage politisch Stellung beziehe, dann geschieht das stets im Bemühen um die Sache und niemals aus „Hass“ für die eine oder andere politische Sichtweise. Es geht mir darum, unsere Welt für unsere Kinder und Enkelkinder zu bewahren, ohne dafür unseren heute erreichten Wohlstand aufgeben zu müssen. Im Wortpaar „Wohlstand / Nachhaltigkeit“ sehe ich keinen unauflösbaren Gegensatz. Ganz im Gegenteil kommt es darauf an, den Wohlstand nicht nur zu mehren, sondern ihn auch künftigen Generationen zu übertragen und diesen die Gelegenheit geben, ihn ebenfalls für sich und ihre Nachkommen zu mehren.

Widerspruch gegen Ideologie und Ignoranz

Vor diesem Hintergrund höre ich allen Akteuren aus der Politik, der Zivilgesellschaft, der Wirtschaft und natürlich der Wissenschaft aufmerksam zu, die inhaltlich etwas zur Sache beizutragen haben. Wenn es fundiert ist, wissenschaftlich begründet und ökonomisch sinnvoll erscheint, stimme ich in vielen Fällen zu. Doch wenn es von Ideologie, Unwissenheit und ignoranter Besserwisserei bestimmt ist, widerspreche ich vehement –da­mals wie heute.

Der Club of Rome und die daraus entstandene grüne Be­we­gung haben uns allen vor Augen geführt, wohin unsere Erde steuert, wenn wir nicht acht geben auf die Luft, den Boden, das Wasser und alles, was unseren Planeten zur Lebensgrundlage für uns Menschen macht. Das war ein wertvoller Beitrag zum Überleben der Menschheit – um es einmal etwas pathetisch aus­­­zudrücken.

Aber das ist Vergangenheit. Heute steht leider allzu oft Ideologie und Besessenheit im Vordergrund, wenn es um die vermeintliche Rettung unserer Erde geht. Die Bedeutung des Klimaschutzes kann gar nicht hoch genug eingestuft werden. Aber es kommt nicht nur darauf an, ein Ziel – das Überleben der Menschheit – vor Augen zu haben, sondern es kommt ebenso darauf an, einen an Sachlichkeit, Fachlichkeit und den Gesetzen der Naturwissenschaft orientierten Weg zu diesem Ziel zu gehen, bei dem der Mensch im Mittelpunkt zu stehen hat.

Selbstverständlich wollen wir unsere natürlichen Ressourcen erhalten, um sie an künftige Generationen weiterzugeben. Aber das darf nicht dazu führen, dass wir die Sorgen und Nöte und das wohlberechtigte Interesse der heute lebenden Menschen mit Füßen treten. Erinnern wir uns: Den „Slogan“, dass das eigene Leben auf Erden egal sei, weil danach etwas viel Besseres käme, hat die Katholische Kirche rund zwei Jahrtausende hinweg gepredigt, um die Menschen klein und demütig zu halten. Dann kamen die Segnungen der Aufklärung und die Ideologie wurde dankenswerteweise weitgehend durch Rationalität ersetzt.

Heute gewinne ich häufig den Eindruck, dass die Schraube der Aufklärung wieder ein Stück weit zurückgedreht wird. Das Bekenntnis zu ideologischen Zielen und die moralische Haltung, gewinnen immer öfter Oberhand gegenüber rationalem Denken, evidenzbasierten Lösungsstrategien und von der Vernunft geleitetem Handeln. Ich setze dem entgegen: Es gewinnt nicht derjenige, der das Ziel am lautesten verkündet, sondern derjenige, der Schritt für Schritt darauf zugeht. Von Anfang an war mein Ziel, Menschen über das, was uns letztlich das Leben einfacher macht, zu informieren. Dabei spielt Technologie schon immer eine Schlüsselrolle. Ich wende mich dabei weniger an diejenigen, die glauben, schon alles zu wissen, oder an die Schöngeister, die oftmals wenig Interesse an Wissenschaft und Technologie haben, sondern die diejenigen Menschen, die aufgeschlossen sind gegenüber den Grundlagen und Errungenschaften der Naturwissenschaften. Dazu gehört das Prinzip von Ursache und Wirkung. Konkret: Woher kommt eigentlich unser Wohlstand? Aus dem Erkenntnisgewinn der Naturwissenschaften und den Fortschritten der Technologie, lautet meine Antwort.

Plädoyer für Rationalität statt Ideologie

In diesem Sinne stellt das neue Werk, das ich gemeinsam mit dem Wirtschafts- und Wissenschaftsautor Andreas Dripke herausbringe, ein leidenschaftliches Plädoyer für vernunftbasierte Rationalität und gegen verblendete Ideologie dar.

Ihr Jean Pütz

 

PS: Viele nützliche Informationen finden sich auf meiner Homepage, die über den nachfolgenden Link aufzurufen ist.

 

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