Die deutsche Wirtschaft wird frühestens 2022 wieder das Niveau des Jahres 2019 erreichen. Im schlimmsten Fall könnte sich diese Entwicklung bis 2025 hinziehen. Dies sind Kernaussagen des aktuellen „Post Corona Report 2020er“, den die UN-Denkfabrik Diplomatic Council vorgestellt hat. Der Bericht basiert auf einer Umfrage* unter Führungskräften und Unternehmern im deutschsprachigen Raum (DACH-Region). Ein ähnlicher Zeithorizont für die wirtschaftliche Wiederbelebung wird für Österreich und die Schweiz vorausgesagt. Der 51-seitige „Post Corona Report 2020er“ mit den Ergebnissen der Umfrage ist unter www.diplomatic-council.org/post-corona-report verfügbar. DC Mitglieder erhalten den Berichtsband kostenfrei.
Eine Rückkehr zu alten Zeiten bereits 2021 erwarten lediglich 6 Prozent der Befragten für Deutschland, 4 Prozent für Österreich und bemerkenswerte 14 Prozent für die Schweiz. Bleibt zu hoffen, dass der Schweizer Optimismus und nicht das Virus ansteckend ist und diese Prognose der Minderheiten sich zur Realität entwickelt, heißt es in dem Report.
Dennoch dürfte die Mehrheit mehr Realitätssinn beweisen, die das Vorkrisenniveau bestenfalls für 2022 voraussieht. Das sind immerhin 54 Prozent der Befragten für Deutschland, 61 Prozent für Österreich und 58 Prozent für die Schweiz. In Bezug auf 2022 herrscht der größte Optimismus also in Österreich.
Ein Drittel schaut auf 2025
Es wird eher bis 2025 dauern, meint ein gutes Drittel (34 Prozent) der Befragten für Deutschland, ein exaktes Viertel (25 Prozent) für Österreich und ein knappes Viertel (24 Prozent) für die Schweiz. Eine Rückkehr auf 2019er Niveau nicht vor 2027 sagen 4 Prozent für Deutschland, 6 Prozent für Österreich und 3 Prozent für die Schweiz voraus.
Die apokalyptischen Szenarien der Krisenpropheten gehen somit der Untersuchung zufolge an der Realität vorbei. Der wirtschaftliche Untergang wird zumindest in stabilitätsorientierten Ländern wie Deutschland, Österreich und der Schweiz ausbleiben. Jedes Aufatmen vor 2022 wäre allerdings wohl verfrüht.
L, V, U oder W
In der Studie werden die unterschiedlichen Szenarien für die künftige wirtschaftliche Entwicklung gemäß ihrem Kurvenverlauf mit den Buchstaben L, V und U benannt. L steht für eine langfristige Talsohle, V für eine schnelle und U für eine langsame Erholung der Wirtschaft. Die relative Mehrheit der Befragten, 27 Prozent, tippt indes auf einen ganz anderen Buchstaben, nämlich das W als Symbol für mehrere Wellen nach unten und oben. Das geht einher mit der Vorstellung, dass die Pandemie in mehreren Ausbreitungswellen bis in das Jahr 2021 hinein immer wieder erneut stark zuschlagen wird, obgleich das Virus zwischenzeitlich mitunter schon besiegt zu sein scheint. Die mit 26 Prozent zweithäufigste Erwartung ist ein L, also ein tiefer Fall und eine lange Talsohle, bevor es irgendwann einmal wieder bergauf geht. Ein Fünftel gibt sich mit der Aussicht auf eine V-Entwicklung – schneller Niedergang, schnelle Erholung – optimistisch.
Dieser Blickwinkel mag von der Entwicklung an den Börsen geprägt sein, denn die Aktienkurse sind selbst für Experten überraschend nach dem tiefen Fall zunächst binnen weniger Wochen beinahe wieder auf Vorkrisenniveau nach oben geschnellt. Doch die Insolvenzwellen etwa im Tourismus, in der Reisebranche, im Handel, in der Gastronomie, im Veranstaltungssektor und auf weiteren Wirtschaftsgebieten stehen erst noch bevor. Konsequenterweise tippen 12 Prozent der Befragten auf die Buchstabenfolge UVW, wohl das Synonym für „das weiß niemand“ als Antwort auf die Frage nach der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung.